„Ich tu, was mein Herz mir sagt.” Wie wir eine Krankheit wahrnehmen, beeinflusst den Heilungsprozess.

Wie schnell wir uns von einer Krankheit erholen, hängt alleine von der Behandlung durch medizinisches Fachpersonal und Medikamenten ab? Weit gefehlt – auch unsere Wahrnehmung von Krankheit und Symptomen und unsere Einstellung ihnen gegenüber können den Heilungsprozess maßgeblich beeinflussen.

Linien eines Kardiogramms formen ein HerzElisaRiva via pixabay (https://pixabay.com/photo-1922703/, CC: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/legalcode)„Wenn ich nur stark genug daran glaube, dann wird das schon klappen.“ Liegt das daran, dass meine Gedanken die Zukunft beeinflussen? Könnte man fast so sagen. PsychologInnen nennen dieses Phänomen eine selbsterfüllende Prophezeiung: Unsere Erwartungen beeinflussen unbewusst, wie wir uns verhalten, und so tritt das befürchtete Ereignis dann auch ein.

Unsere Erwartungen beeinflussen aber nicht nur kurzfristig das Auftreten einzelner Ereignisse, sondern können auch komplizierte Heilungsprozesse beeinflussen. In einer Studie der University of Auckland untersuchten WissenschaftlerInnen den Heilungsprozess von HerzinfarkpatientInnen. Das Team bat die PatientInnen vor ihrer Entlassung, Bilder ihres Herzens zu malen, wie sie es sich vor und nach dem Herzinfarkt vorstellten. Drei Monate später erkundigte sich das Forscherteam dann in einem Fragebogen nach dem Befinden der PatientInnen. Es stellte sich heraus, dass PatientInnen, die auf dem Bild nach dem Herzinfarkt sichtbare Schäden des Herzens gemalt hatten, sich drei Monate nach der Entlassung weniger gut vom Herzinfarkt erholt hatten. Insbesondere nahmen sie den Heilungsprozess als langsamer wahr und gaben an, weniger Kontrolle über den Heilungsprozess zu haben. Zusätzlich zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Größe der beschädigten Fläche und der Dauer, bis sie wieder an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehrten: Je größer die beschädigte Fläche war, desto später begannen sie wieder zu arbeiten. Dieser Zusammenhang zeigte sich auch unabhängig von den Blutwerten der PatientInnen bei der Entlassung, die auf ihren körperlichen Zustand hinweisen.

Die Ergebnisse verdeutlichen also, dass unsere Wahrnehmung einer Krankheit und der mit ihr verbundenen Schäden unabhängig vom tatsächlichen körperlichen Zustand beeinflusst, wie schnell wir uns erholen. Medizinisches Personal sollte deswegen nicht nur auf körperliche Krankheitsanzeichen Rücksicht nehmen, sondern auch die Wahrnehmung der Krankheit berücksichtigen, um PatientInnen möglichst gut auf die Zeit nach dem Krankenhaus vorzubereiten und eine schnellere Heilung zu ermöglichen.

Quelle:

Broadbent, E., Petrie, K. J., Ellis, C. J., Ying, J., & Gamble, G. (2004). A picture of health—myocardial infarction patients' drawings of their hearts and subsequent disability: a longitudinal study. Journal of Psychosomatic Research, 57(6), 583-587.