Kein Täter werden

„Lieben Sie Kinder mehr als Ihnen lieb ist?“ lautet der Slogan des Präventionsprojekts Kein Täter werden. Das Projekt bietet therapeutische Hilfe für Erwachsene an, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen. Mit diesem Präventionsprojekt nimmt Deutschland eine Vorreiterrolle im Umgang mit dem Tabu-Thema Pädophilie ein.

hand before faceAls Pädophilie bezeichnet man das sexuelle Interesse von Erwachsenen an Kindern, die noch nicht in der Pubertät sind. Etwa ein Prozent der männlichen Bevölkerung ist betroffen. Pädophilie ist eine sexuelle Neigung, und erst, wenn Betroffene diese ausleben, machen sie sich strafbar, werden zum Sexualstraftäter. Das primäre Ziel des Projektes Kein Täter werden ist es, die Rückfallquote von straffälligen Pädophilen zu reduzieren. Jedoch können sich auch Pädophile an das Projekt wenden, die unter ihren sexuellen Neigungen leiden, keine Straftat begangen haben und dies auch nicht wollen.

Das Projekt bietet Betroffenen anonym und kostenfrei Zugang zu therapeutischer Hilfe. Seit 2011 haben mehr als 9.500 Menschen Kontakt zu dieser Hilfsorganisation aufgenommen. Die Betroffenen lernen während der Therapie, ihre sexuelle Neigung zu akzeptieren, mit ihr zu leben und ihr nicht nachzugeben. Das stärkt die Integration der Betroffenen in der Gesellschaft und beugt neuen Sexualverbrechen vor.

Erste Evaluationsergebnisse sind positiv. Bei einer ersten Stichprobe nach einem Jahr mit 53 Therapieteilnehmenden zeigte sich, dass diese bedeutend weniger sexuelle Übergriffe begangen hatten als nicht therapierte Teilnehmende. In einer anonymen Nachuntersuchung mit 56 Teilnehmenden gab nur einer an, in den durchschnittlich sechs Jahren nach der Therapie eine Sexualstraftat begangen zu haben. Vor Therapiebeginn hatten rund 50 Prozent der befragten Teilnehmenden bereits eine oder mehr Sexualstraftaten begangen. Keiner von ihnen hatte nach eigenen Angaben seit der Therapie Kontakt zu Polizei oder Justiz gehabt. Durch dieses Projekt wurde das Ziel, das Rückfallriskio von straffälligen Pädophilen zu senken, erreicht. Es ermöglicht einen lösungsorientierten Umgang mit dem Tabu-Thema Pädophilie und bietet Betroffenen eine Perspektive, bei der sie Kein Täter werden.

Quellen:

Beier, K. M. (Hrsg.) (2018). Pädophilie, Hebephilie und sexueller Kindesmissbrauch: Die Berliner Dissexualitätstherapie. Springer Berlin Heidelberg.

Scherner, G., Konrad, A., & Grundmann, D. (2015). Therapie im Präventionsprojekt Dunkelfeld. Sexuologie: Zeitschrift für Sexualmedizin, Sexualtheraphie und Sexualwissenschaften, 22(3-4), 165–174.

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