Sind Glücksbringer tatsächlich hilfreich oder reiner Aberglaube?
Viele Menschen hoffen auf die Hilfe von Glücksbringern, wenn wichtige Prüfungen anstehen: Manche haben in der Führerscheinprüfung ein Kuscheltier oder einen Talisman dabei, andere schwören beim Staatsexamen auf ihren Kugelschreiber oder tragen bei Klausuren immer dieselbe Kleidung. Eine spannende Frage lautet deshalb: Bewirken Glücksbringer tatsächlich etwas oder handelt es sich um reinen Aberglauben?
Dieser Frage gingen SozialpsychologInnen mithilfe von vier Experimenten auf den Grund (Damisch, Stoberock & Mussweiler, 2010). Ihre Vermutung: Glücksbringer sind leistungsförderlich, weil sie die Selbstwirksamkeitserwartung steigern – das heißt, die Zuversicht, anstehende Aufgaben erfolgreich bewältigen zu können. Die Ergebnisse der Studien stützen diese Annahme. Im ersten Experiment bestand die Aufgabe der TeilnehmerInnen darin Golfbälle einzulochen: Jene, die mit einem vermeintlichen „Glücksball“ spielten, waren dabei im Schnitt treffsicherer als solche, deren Spielball nicht so bezeichnet worden war.
Im zweiten Experiment absolvierten alle Teilnehmerinnen eine Geschicklichkeitsaufgabe: Dabei waren Probandinnen, denen die Versuchsleiterin die „Daumen gedrückt“ hatte, schneller als Probandinnen, denen die Versuchsleiterin kein Glück gewünscht hatte. Die ersten beiden Experimente belegen also die erwarteten Leistungsunterschiede. Aber wie lässt sich der positive Effekt der Glücksbringer erklären? Dies untersuchten Damisch und KollegInnen (2010) in den folgenden beiden Studien.
Zum dritten Experiment wurden alle TeilnehmerInnen gebeten, einen persönlichen Glücksbringer mitzubringen. Die ProbandInnen bearbeiteten zunächst einen Fragebogen zu diesem Thema. Währenddessen nahm die Versuchsleiterin den jeweiligen Glücksbringer mit ins Nebenzimmer, um ihn dort zu fotografieren. Der Clou: Nur die Hälfte der TeilnehmerInnen erhielt ihren Glücksbringer direkt zurück, wohingegen die andere Hälfte aufgrund angeblicher technischer Probleme der Fotokamera einstweilen auf ihren Glücksbringer verzichten musste. Bevor alle ProbandInnen dann zum Test ihrer Gedächtnisleistung ein Memory-Spiel lösen sollten, wurden sie gefragt, wie sicher sie sich seien, diese Aufgabe erfolgreich zu bewältigen. Das Ergebnis: Gemessen an der zur Lösung des Memorys erforderlichen Zeit und der benötigten Anzahl von Versuchen schnitten ProbandInnen mit Glücksbringer besser ab als ProbandInnen ohne Glücksbringer. Dieser Leistungsunterschied ließ sich darauf zurückführen, dass ProbandInnen mit Glücksbringer zuversichtlicher waren als ProbandInnen ohne Glücksbringer.
Im vierten Experiment zeigte sich dieser Befund erneut – diesmal beim Lösen von Anagrammen: Wiederum waren ProbandInnen mit Glücksbringer erfolgreicher als ProbandInnen ohne Glücksbringer, weil sie höhere Selbstwirksamkeitserwartungen hatten. Darüber hinaus konnte das letzte Experiment den Prozess weiter aufschlüsseln: Die besseren Leistungen mit Glücksbringer ergaben sich weil die höheren Selbstwirksamkeitserwartungen der TeilnehmerInnen dazu führten, dass diese ausdauernder an der Lösung der Aufgabe arbeiteten. Offen bleibt, ob sich die eindrucksvollen Effekte zugunsten von Glücksbringern auch außerhalb des Labors ergeben – zum Beispiel in der Führerscheinprüfung oder beim Staatsexamen. Vielleicht wollen Sie es ausprobieren? Toi, toi, toi!
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