Social Media-Trends unter der Lupe: #Weiblichkeit

Social Media Trends von und für Frauen wie #InstaMum oder #ThatGirl sind beliebt. Sie sammeln Millionen von Beiträgen und geben vermeintliche weibliche Ideale vor. Dies kann sich positiv und negativ auf Social Media-Nutzerinnen auswirken.  Ws steckt psychologisch betrachtet dahinter?   

Ob männlich, weiblich oder divers – wir verbinden damit bestimmte stereotype Eigenschaften und Verhaltensweisen. Social Media-Trends, die sich gezielt an ein soziales Geschlecht richten, sorgen für den idealen Nährboden. Aktuelle Trends wie zum Beispiel #InstaMum, #VanillaGirls, #ThatGirl oder #TradWives sprechen explizit Subgruppen von Frauen an. Sie alle stellen vermeintliche weibliche Ideale dar. Welche Auswirkungen kann dies auf Social Media-Nutzerinnen haben und warum?

Menschen nehmen sich in einem sozialen Kontext wahr und fühlen sich gerne als Teil einer Gruppe. Das macht einen Teil ihres Selbstbildes aus, also dessen, was sie über sich selbst denken ( Selbstkonzept) und fühlen ( Selbstwert). Denn das, was wir mit diesen Gruppen verbinden, verbinden wir bis zu einem gewissen Punkt auch mit uns selbst (vgl. Soziale Identität; Tajfel & Turner, 2004). Positive Gedanken und Gefühle „unserer“ Gruppe gegenüber können also dazu führen, dass wir auch uns selbst in einem besseren Licht sehen.

Eine Gruppe, der sich Menschen oft zuordnen, ist das soziale Geschlecht. Sich mit anderen Frauen unter einem Hashtag zu versammeln, kann also dazu beitragen, was wir über uns selbst denken und fühlen. Wenn das Interagieren mit weiblichen Idealen dazu führt, dass wir ein positiveres Bild von Frauen und damit von uns selbst haben, wirkt sich das positiv auf den Selbstwert aus (vgl. Tajfel & Turner, 2004). Und auch wenn wir positive Rückmeldungen aus dem sozialen Netzwerk bekommen, dann kann das gut für unser Selbstwertgefühl sein (Krause et al., 2021).

Diese Trends können jedoch auch bewirken, dass wir uns mit anderen vergleichen. Sich mit anderen Menschen, die uns in bestimmten Aspekten ähnlich sind, zu vergleichen, ist normal. Soziale Vergleiche können positive Auswirkungen auf unseren Selbstwert haben, insbesondere, wenn wir uns mit anderen vergleichen, die etwas weniger schön, erfolgreich, oder sportlich sind (vgl. Theorie des sozialen Vergleichs; Festinger, 1954). Doch wenn wir uns mit jenen vergleichen, die vermeintlich schöner, erfolgreicher oder sportlicher sind als wir (was bei vielen Social Media-Trends der Fall ist), hat dies eher negative Auswirkungen auf unser Selbstwertgefühl (Krause et al., 2021).

Noch problematischer werden kann es, wenn es darum geht, einem Ideal unbedingt entsprechen zu wollen – oder zu müssen, wenn man dazu gehören will. Die Nutzerinnen handeln dann nicht aus einer inneren Überzeugung heraus, sondern weil sie denken, dass es von außen erwartet oder sogar vorausgesetzt wird. Wenn wir uns unter Druck gesetzt fühlen, diesen vermeintlichen weiblichen Idealen entsprechen zu müssen, kann unser Selbstwert leiden (Good & Sanchez, 2010).

Um konkret die positive oder negative Wirkung einzelner Social Media-Trends genauer zu ergründen, untersuchen Wissenschaftler:innen das Nutzungsverhalten von Nutzer:innen in Zusammenhang mit anderen Faktoren, wie z.B. dem Selbstwert oder Indikatoren von psychischer Belastung. Ein Beispiel hierfür ist eine Studie mit 210 Müttern, die dem Trend #InstaMum folgten (Moujaes & Verrier, 2021). Unter dem Hashtag, der bislang weltweit über 2,7 Millionen Mal genutzt wurde (Instagram, 2024), vereinen sich Mütter, die ihren Alltag mit Kindern zeigen und überwiegend idealisiert in Szene setzen. In der Studie wurde der Zusammenhang zwischen der Nutzung von Instagram, speziell von #InstaMum Beiträgen, und Ängstlichkeit untersucht. Es zeigte sich, dass junge Mütter, die sich regelmäßig #InstaMum Beiträge ansahen, erhöhte Ängstlichkeitswerte berichteten. Der Zusammenhang zeigte sich jedoch nur bei Frauen, die bereits von vornherein eine stärkere Neigung zum Vergleich mit anderen und einen eher geringen Selbstwert berichteten. Bei jenen mit einem höheren Selbstwert zeigte sich kein Zusammenhang zwischen dem Ansehen von #InstaMum Beiträgen und Ängstlichkeit.

Pauschal lässt sich also nicht sagen, ob Social Media-Trends, die Frauen in einer bestimmten Art und Weise darstellen, hilfreich oder schädlich sind. Es kommt vielmehr auf das Zusammenspiel der genauen Inhalte und der Interaktion mit dem Netzwerk an – und nicht zuletzt auf die Person vor dem Bildschirm.

Literaturverzeichnis

Festinger, L. (1954). A theory of social comparison processes. Human Relations, 7(2), 117-140. https://doi.org/10.1177/001872675400700202

Good, J. J., & Sanchez, D. T. (2010). Doing gender for different reasons: Why gender conformity positively and negatively predicts self-esteem. Psychology of Women Quarterly, 34(2), 203-214. https://doi.org/10.1111/j.1471-6402.2010.01562.x

Instagram (2024). https://www.instagram.com/explore/tags/instamum/ 

Krause, H. V., Baum, K., Baumann, A., & Krasnova, H. (2021). Unifying the detrimental and beneficial effects of social network site use on self-esteem: A systematic literature review. Media Psychology, 24(1), 10-47. https://doi.org/10.1080/15213269.2019.1656646 

Moujaes, M., & Verrier, D. (2021). Instagram use, instamums, and anxiety in mothers of young children. Journal of Media Psychology: Theories, Methods, and Applications, 33(2), 72–81. https://doi.org/10.1027/1864-1105/a000282

Turner, J. C., & Tajfel, H. (1986). The social identity theory of intergroup behavior. Psychology of Intergroup Relations, 5, 7-24.

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Carol Magalhães via unsplash