Was sollen denn die Enkel denken?

Gedanken darüber, welches Bild die Nachwelt von uns haben wird, können uns dazu motivieren, nachhaltiger zu leben. 

Menschen sehen den Klimawandel typischerweise als ein Problem, das in weiter Ferne liegt. Die negativen Folgen davon bringt man vor allem mit weit entfernten Ländern und Nanny and four grandchildren von srv007 via flickr (https://www.flickr.com/photos/savidgefamily/5415332488/), cc (https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/)zukünftigen Generationen in Zusammenhang (z. B. Fleury-Bahi, 2008; Leiserowitz, 2006). Diese Wahrnehmung kann problematisch sein, weil sie den Menschen das Gefühl gibt, der Klimawandel betreffe sie nicht und sie bräuchten deshalb nichts dagegen zu unternehmen. Damit die negativen Folgen des Klimawandels gemildert werden können, ist es jedoch wichtig, dass jede und jeder Anstrengungen unternimmt, um einen nachhaltigeren und klimaschonenderen Lebensstil zu führen.

Eine entscheidende Frage ist deshalb, wie man die wahrgenommene psychologische Distanz des Klimawandels überbrücken kann. Eine Möglichkeit besteht darin, Menschen darüber nachdenken zu lassen, wie sie von der Nachwelt erinnert werden möchten. Personen, die sich spontan Gedanken dazu machen, sind eher dazu bereit, sich für den Schutz der Umwelt und des Klimas einzusetzen, als Menschen, die sich nicht mit solchen Fragen auseinandersetzen (Zaval, Markowitz & Weber, 2015). Die positive Wirkung solcher Gedanken ist aber nicht nur auf Menschen beschränkt, die sich spontan überlegen, wie sie von der Nachwelt erinnert werden möchten. Eine Aufforderung, sich solche Gedanken zu machen, erhöht die durchschnittliche Motivation, sich nachhaltiger zu verhalten – unabhängig davon, ob man spontan zu solchen Überlegungen tendiert oder nicht (Zaval et al., 2015).

In Ratgeber-Büchern und in der Psychotherapie herrscht momentan ein gegensätzlicher Trend vor: Dort wird Achtsamkeit – das Fokussieren auf das „Hier und Jetzt“ – propagiert. Achtsamkeit hat zweifellos viele positive Auswirkungen auf eine Person (Brown & Ryan, 2003). Eine interessante Frage, die sich daraus ergibt, ist, wie man diese beiden auf den ersten Blick gegensätzlichen mentalen Perspektiven in konstruktiver Weise zusammenbringen kann. Wann soll ich mich darauf konzentrieren, im Moment zu leben, und wann soll ich an eine Welt denken, in der meine Momente Vergangenheit sein werden?

Literatur

Brown, K. W. & Ryan, R. M. (2003). The benefits of being present: Mindfulness and its role in psychological well-being. Journal of Personality and Social Psychology, 84, 822-848. http://doi.org/10.1037/0022-3514.84.4.822

Fleury-Bahi, G. (2008). Environmental risk: Perception and target with local versus global evaluation. Psychological Reports, 102, 185-193. http://doi.org/10.2466/pr0.102.1.185-193

Leiserowitz, A. (2006). Climate change risk perception and policy preferences: The role of affect, imagery, and values. Climatic Change, 77, 45-72. http://doi.org/10.1007/s10584-006-9059-9

Zaval, L., Markowitz, E. M. & Weber, E. U. (2015). How will I be remembered? Conserving the environment for the sake of one’s legacy. Psychological Science, 26, 231-236. http://doi.org/10.1177/0956797614561266