Zehn Stunden kognitives Training beeinflussen die kognitive Leistung auch noch zehn Jahre später positiv
Verschiedene kognitive Trainingsinterventionen konnten Verbesserungen der kognitiven Leistungsfähigkeit bei gesunden Seniorinnen und Senioren verzeichnen. Doch wie langfristig sind deren Effekte? Und wirken sich solche Trainings auch auf den Alltag aus?
Auch Personen, die nicht an einer Demenz erkranken, haben im Alter mit einer Verschlechterung ihrer kognitiven Fähigkeiten zu kämpfen. Diese Verschlechterungen wirken sich auf die Bewältigung alltäglicher Aktivitäten aus. Damit Seniorinnen und Senioren möglichst lange selbständig und unabhängig bleiben können, ist es von großem Interesse, effektive Trainingsmethoden zu entwickeln. Verschiedene Forschungsarbeiten haben bereits gezeigt, dass kognitives Training – wie im Sport – einen positiven Effekt auf die trainierten Funktionen hat. Doch wie lange halten solche Trainingseffekte an? Und sind diese Effekte tatsächlich im Alltag spürbar? Eine Gruppe von Forscherinnen und Forschern aus den USA hat dazu eine Trainingsstudie mit über 2.800 Personen durchgeführt und zeigt zum ersten Mal, dass ihre Trainingsintervention auch zehn Jahre später zu besseren Leistungen in den trainierten kognitiven Funktionen und der Ausführung alltäglicher Tätigkeiten führt.
Gesunde ältere Personen über 65 Jahre wurden zufällig einem Gedächtnistraining, einem Training in logischem Denken und Schlussfolgern, einem Training der Verarbeitungsgeschwindigkeit oder aber einer Gruppe, die kein Training erhielt, zugeteilt. Die drei Trainingsgruppen trainierten über fünf bis sechs Wochen in zehn einstündigen Trainingssitzungen verschiedene Aufgaben ihrer Kategorie. Vor dem Training, unmittelbar nach dem Training sowie 1, 2, 3, 5 und 10 Jahre später wurden sie mit verschiedenen kognitiven und Alltags-Tests getestet und füllten einen Fragebogen zur Bewältigung verschiedener Alltagstätigkeiten aus. Alle drei Trainingsgruppen verbesserten sich durch das Training in den Tests der trainierten Funktion im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Training. Die Verbesserungen der Gruppe mit Gedächtnistraining hielten bis zur Testung fünf Jahre nach dem Training an, die Verbesserungen der beiden Trainingsgruppen „Logisches Denken und Schlussfolgern“ und „Verarbeitungsgeschwindigkeit“ hielten sogar zehn Jahre lang an. Zudem konnten über 70 Prozent der Personen in den drei Trainingsgruppen ihr ursprüngliches Level über die zehn Jahre beibehalten oder sogar verbessern; bei den Personen in der Kontrollgruppe war dieser Anteil merklich geringer. Alle drei Trainingsgruppen berichteten zehn Jahre nach dem Training über weniger Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Alltagstätigkeiten. In den objektiveren Tests der Alltagstätigkeiten schnitten aber die Kontroll- und Trainingsgruppen gleich gut ab.
Diese Studie, auch bekannt unter dem Namen ACTIVE-Studie, ist die erste, die Personen über einen Zeitraum von zehn Jahren nach einer Trainingsintervention verfolgt hat, und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Frage der Nachhaltigkeit kognitiver Trainings. Es bleibt weiter zu untersuchen, welche Trainingsarten den grössten Effekt auf den Alltag haben.
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