Last oder Lust: Ist Klimaschutz eine Bürde oder tut er uns sogar gut?

Rad fahren ist anstrengend; nachhaltiger Konsum ist umständlich; vegane Ernährung und Urlaub mit dem Zug bedeuten immer nur Verzicht, Verzicht, Verzicht. Umweltfreundliches Verhalten hat keinen guten Ruf. Es mag zwar gut für das Klima und die Natur sein, aber für uns selbst springt erstmal nichts dabei raus außer Aufwand und Verzicht. Oder etwa doch?

Umweltfreundliches Verhalten wird im Allgemeinen als anstrengend und unangenehm wahrgenommen – als etwas, das man auf sich nehmen muss, um das Klima und die Natur zu schützen. Umweltbewusste Menschen werden teilweise dafür gelobt, dass sie auf einen angenehmen Lebensstil verzichten, und nicht selten hört man „Ich könnte das ja nicht“. Aber ist ein umweltfreundlicher Lebensstil wirklich so eine Bürde oder kann uns umweltfreundliches Verhalten vielleicht sogar glücklich machen? Immerhin kennt wahrscheinlich jeder das positive Gefühl, das man hat, wenn man weiß, man hat etwas Gutes getan.

Eine Übersichtsstudie (Zawadzki et al., 2020) fasst 78 Studien zusammen und zeigt: Menschen, die sich umweltfreundlich verhalten, sind insgesamt tatsächlich glücklicher. Ganz besonders zeigt sich das im sogenannten „warm glow“ – einem Gefühl von Freude und Stolz – das mit umweltfreundlichen Verhalten einhergehen kann. Das allein sagt natürlich noch nicht viel aus; schließlich könnte es auch sein, dass zufriedene Menschen einfach umweltfreundlicher sind, anstatt dass umweltfreundliches Verhalten glücklich macht. Darum hat sich ein aktuelles Forschungsprojekt genauer angeschaut, was dahintersteckt (Prinzing, 2024).

In einer ersten Studie beantworteten 181 Erwachsene über 10 Tage hinweg Fragen zu ihrem umweltfreundlichen Verhalten und ihrem Wohlbefinden. Jeden Tag gaben sie an fünf zufälligen Zeitpunkten an, ob sie sich in der letzten Stunde umweltfreundlich, umweltschädigend oder neutral verhalten hatten. Ein Beispiel: Vegetarisch essen zählt als umweltfreundlich, extralanges Duschen eher als umweltschädigend und ein Buch lesen wird als neutral eingestuft. Gleichzeitig gaben die Teilnehmenden an, wie ihre aktuelle Stimmung war (von „sehr negativ“ bis „sehr positiv“). Das Ergebnis: Teilnehmende waren besserer Stimmung, wenn sie vorher etwas Umweltfreundliches getan hatten.

Aber bedeutet das jetzt wirklich, dass man glücklicher wird, wenn man anfängt, sich umweltfreundlich zu verhalten? Das hat sich eine zweite Studie angeschaut. 545 Studierende einer US-amerikanischen Universität wurden in drei Gruppen aufgeteilt, die für einen Tag unterschiedliche Aufgaben bekamen. Die „Umwelt-Gruppe“ sollte drei umweltfreundliche Dinge ihrer Wahl tun (z.B. Fahrrad statt Auto fahren); die „Spaß-Gruppe“ sollte drei Dinge tun, die ihnen guttun (z.B. sich ein besonderes Essen gönnen); die „Kontrollgruppe“ sollte sich einfach nur merken, was sie den Tag über gemacht hat. Anschließend wurden alle Studierenden gefragt, wie sie sich am Tag der Aufgabe gefühlt haben. Im Vergleich zur Kontrollgruppe ging es der „Umwelt-“ und der „Spaß-Gruppe“ an diesem Tag besser: zum einen gaben die Teilnehmenden beider Gruppen mehr positive Gefühle (wie Zufriedenheit) und weniger negative Gefühle (wie Angst oder Traurigkeit) an; zum anderen empfanden sie ihr Leben als bedeutsamer. Zwischen der „Umwelt-“ und der „Spaß-Gruppe“ gab es keinen relevanten Unterschied. Das heißt, umweltfreundliche Dinge zu tun hatte einen genauso positiven Effekt auf das eigene Wohlbefinden wie bewusst Dinge zu tun, die einem guttun.

Warum hat umweltfreundliches Verhalten diesen positiven Effekt? Eine Theorie ist der oben beschriebene „warm glow“ – etwas Gutes für die Umwelt zu tun erfüllt uns mit Freude und Stolz und verbessert damit unser Wohlbefinden. Eine andere Theorie vermutet, dass umweltfreundliches Verhalten menschliche Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Gemeinschaft erfüllt. Wir fühlen uns vielleicht kompetent, weil wir durch umweltfreundliches Verhalten Verantwortung übernehmen und zu einer besseren Zukunft beitragen. Außerdem könnte umweltfreundliches Verhalten unsere Verbundenheit zu Menschen fördern, die ähnliche Werte teilen.

Auf jeden Fall ist klar: umweltfreundliches Verhalten ist kein Opfer, das wir bringen müssen – oder zumindest nicht ausschließlich. Wenn wir uns umweltfreundlich verhalten, bekommen wir etwas zurück, weil wir uns besser fühlen und unserer Leben als bedeutsam wahrnehmen. Und zwar in ganz ähnlichem Maße, wie wenn wir etwas tun, das ganz konkret unsere Stimmung verbessern soll. Es wird also Zeit, Umweltschutz nicht nur als anstrengenden Verzicht zu sehen, sondern auch als etwas, das uns selbst guttut.

Literaturverzeichnis

Prinzing, M. (2024). Proenvironmental behavior increases subjective well-being: Evidence from an experience-sampling study and a randomized experiment. Psychological Science, 35(9), 951–961. https://doi.org/10.1177/09567976241251766

Zawadzki, S. J., Steg, L., & Bouman, T. (2020). Meta-analytic evidence for a robust and positive association between individuals’ pro-environmental behaviors and their subjective wellbeing. Environmental Research Letters, 15(12), 123007. https://doi.org/10.1088/1748-9326/abc4ae

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Mika Baumeister via unsplash