Wer kann Trennungen besser verarbeiten: Männer oder Frauen?

Trennungen stellen oft einen schmerzhaften Einschnitt im Leben dar. Doch wer verarbeitet sie besser – Männer oder Frauen? Eine aktuelle Studie nimmt den geschlechtsspezifischen Umgang mit Trennungen genauer unter die Lupe und liefert spannende Erkenntnisse. 

Wenn eine Beziehung zu Ende geht, geht es oft um mehr als den Abschied von einem geliebten Menschen. Eine Trennung hinterlässt nicht nur emotionale Wunden, sondern wirkt sich auch auf den Alltag, das soziale Umfeld und die Zukunftsplanung aus. Bisherige Studien zu Geschlechterunterschieden in der Trennungsverarbeitung deuten darauf hin, dass vor allem Männer stärker unter dem Beziehungsaus zu leiden scheinen. Sie initiieren seltener Scheidungen (Brüning, 2022), berichten weniger über positive Emotionen wie Erleichterung und Freude und leiden oft länger unter Symptomen wie Traurigkeit und Schlaflosigkeit (Morris & Reiber, 2011).

Warum scheinen Männer stärker unter dem Beziehungsaus zu leiden als Frauen? Die emotionale Unterstützung spielt dabei eine wichtige Rolle. Männer in gegengeschlechtlichen Beziehungen wenden sich häufig an ihre Partnerin, um ihr Bedürfnis nach Intimität, Verbundenheit und emotionaler Unterstützung zu befriedigen. Frauen hingegen verfügen häufig über ein breites Unterstützungsnetzwerk aus Freund:innen, Familie und anderen sozialen Kontakten, das ihnen helfen kann, den emotionalen Schmerz einer Trennung abzufedern und die Anpassung an das Singleleben zu erleichtern (Liebler & Sandefur, 2002). Die starke Abhängigkeit von romantischen Beziehungen macht Trennungen für Männer besonders belastend, da sie mit dem Verlust einer zentralen Ressource—der emotionalen Unterstützung—konfrontiert sind.

Viele Studien zu den Auswirkungen von Trennungen haben sich vor allem auf das Erleben von Scheidungen fokussiert und Trennungen in nicht-ehelichen Beziehungen häufig außer Acht gelassen. Zudem wurde meist nur betrachtet, wie es Männern und Frauen nach einer Trennung oder Scheidung erging, ohne zu berücksichtigen, dass sich ihr Wohlbefinden bereits vor der Trennung unterschiedlich entwickelt haben könnte.

Eine kürzlich erschienene Studie (Wahring et al., 2024) hat diese Einschränkungen aufgegriffen und geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Bewältigung von Trennungen umfassender untersucht. Das Forschungsteam analysierte die Daten von 1,530 Personen in Deutschland, die zwischen 2013 und 2021 eine Trennung erlebt hatten. Die Teilnehmenden füllten über mehrere Jahre hinweg jährlich Fragebögen aus, in denen sie ihre Lebenszufriedenheit, Einsamkeit und depressive Symptome angaben. Im Falle einer Trennung wurden zusätzliche Fragen gestellt: Wer hatte die Trennung initiiert? Wie zufrieden waren die Befragten mit ihrem Singleleben? Und wie stark wünschten sie sich eine neue Partnerschaft? Im Durchschnitt erfolgte die letzte Befragung vor der Trennung etwa sechs Monate davor, und die erste Befragung nach der Trennung etwa sechs Monate danach. Das Studiendesign erlaubt es, gleich mehrere wichtige Fragen zu beantworten: Unterscheidet sich der Verlauf des Wohlbefindens von Frauen und Männern vor und nach einer Trennung? Welches Geschlecht initiiert Trennungen häufiger? Und wer empfindet das Singleleben als erfüllender oder sehnt sich stärker nach einer neuen Beziehung?

Insgesamt zeigte die Studie nur wenige Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Umgang mit Trennungen: Zwar beendeten Männer ihre Beziehung seltener als Frauen, waren weniger zufrieden mit ihrem Singleleben und sehnten sich stärker nach einer neuen Partnerschaft – was darauf hindeuten könnte, dass Männer stärker auf emotionale Nähe und Bestätigung durch eine romantische Beziehung angewiesen sind. Dennoch zeigte die Studie, dass sowohl Männer als auch Frauen nach einer Trennung ähnlich stark in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt sind: Der Rückgang der Lebenszufriedenheit sowie die Zunahme von depressiven Symptomen und Einsamkeit waren in beiden Gruppen vergleichbar.

Es gibt mehrere Gründe, warum keine Geschlechtsunterschiede in der Anpassung an die Trennung festgestellt wurden. Möglicherweise wenden Männer und Frauen unterschiedliche Bewältigungsstrategien an, die jedoch gleichermaßen effektiv sind. Beispielsweise könnten Männer sich auf Ablenkung durch Arbeit und Hobbies konzentrieren, während Frauen ihre Gedanken und Gefühle zur Trennung eher in Gesprächen mit Freund:innen verarbeiten. Dadurch unterscheiden sich Frauen und Männer weniger in der Anpassung selbst, sondern vielmehr in der Art und Weise, wie sie mit der Trennung umgehen. Zudem könnte sich auch verändert haben, an wen sich Männer und Frauen im Laufe der Zeit für emotionale Unterstützung wenden. Heutzutage suchen Männer möglicherweise eher bei ihren Freund:innen Unterstützung, was ihre Anpassung an die Trennung positiv beeinflussen könnte.

Zusammenfassend deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass der Verlust einer Beziehung das Wohlbefinden von Männern und Frauen gleichermaßen beeinträchtigt. Sie widersprechen damit der weit verbreiteten Annahme, dass Männer emotional stärker unter einer Trennung leiden als Frauen. Vielmehr zeigen sie, dass Trennungen sowohl für Männer als auch Frauen gleichermaßen schmerzhafte Einschnitte im Leben sein können.

Literaturverzeichnis

Brüning, M. (2022). Separations of romantic relationships are experienced differently by initiators and noninitiators. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 119(23), Article e2020901119. https://doi.org/10.1073/pnas.2020901119

Morris, C. E., & Reiber, C. (2011). Frequency, intensity and expression of post-relationship grief. EvoS Journal: The Journal of the Evolutionary Studies Consortium, 3(1), 1-11. https://doi.org/10 .59077/csjc1258

Liebler, C. A., & Sandefur, G. D. (2002). Gender differences in the exchange of social support with friends, neighbors, and co-workers at midlife. Social Science Research, 31(3), 364-391. https://doi.org/10.1016/S0049-089X(02)00006-6

Wahring, I. V., Neyer, F. J., Hoppmann, C. A., Ram, N. & Gerstorf, D. (2024). Men and women transitioning to singlehood in young adulthood and midlife. Psychology And Aging. https://doi.org/10.1037/pag0000859

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