Kellnerinnen, die nachahmen, erhalten mehr Trinkgeld!
Wir Menschen ahmen uns ständig nach und das hat positive soziale Konsequenzen. Forschung zeigt, dass Kellnerinnen dadurch sogar mehr Trinkgeld verdienen können.
Sie kennen das sicherlich auch: Wenn jemand im Raum gähnt, dann kann man sich kaum zurückhalten und muss selber auch gähnen. Oder: Wenn sich jemand am Kopf kratzt, dann spüren Sie förmlich, wie es Sie selber kratzt und Sie können dem Impuls, sich auch zu kratzen nicht nachgeben. Solche und ähnliche Nachahmungsphänomene treten völlig unbewusst und automatisch auf (vgl. In-Mind Artikel zu Mimikry). Wir können einfach nicht anders als das zu tun, was andere auch tun. Aber wieso machen wir Menschen das? Vergangene Forschung legt nahe, dass der Nachahmung ein sozial hoch adaptiver Prozess zugrunde liegt. Durch ständiges Nachahmen laufen Interaktionen reibungsloser, werden andere Menschen als sympathischer angesehen und ein gemeinsames Gruppengefühl wird gefördert (für eine Übersicht, siehe Chartrand & Dalton, 2009).
Wenn Nachahmen so viele positive soziale Konsequenzen hat, kann es dann auch für kommerzielle Zwecke ausgenutzt werden? Genau dieser Frage ist ein holländisches Forscherteam rund um Rick van Baaren auf den Grund gegangen (van Baaren, Holland, Steenaert & van Knippenbet, 2003). In einer Feldstudie haben sie die Hälfte der Kellnerinnen eines Restaurants instruiert, ihre Kunden verbal nachzuahmen. Konkret sollten sie eine Bestellung immer im Wortlaut der Kunden wiederholen. In der Kontrollgruppe sollten die Kellnerinnen die Bestellung nicht wiederholen, sondern durch Worte wie "Okay", "Ja", oder "Danke" bestätigen. Später haben sich die Forscher dann angeschaut welche Kellnerinnen am meisten Trinkgeld verdienten. Jene Kellnerinnen, die ihre Kunden nachgeahmt hatten, bekamen tatsächlich signifikant mehr Trinkgeld als jene Kellnerinnen, die ihre Kunden nicht nachgeahmt hatten.
Es scheint also so zu sein, dass aktiv eingesetztes Nachahmen kommerziell erfolgreich sein kann. Also probieren Sie es ruhig einmal aus, wenn Sie von ihrem Chef eine Gehaltserhöhung wollen oder auf dem Trödelmarkt einen besseren Preis erzielen wollen.
Quellen:
- Chartrand, T. L. & Dalton, A. N. (2009). Mimicry: Its ubiquity, importance, and functionality. In E. Morales, P. M. Gollwitzer & J. A. Bargh (Eds.), The psychology of action: Vol. 2. Mechanisms of human action (pp. 893-910): Oxford University Press.
- Van Baaren, R. B., Holland, R. W., Steenaert, B. & van Knippenberg, A. (2003). Mimicry for money: Behavioral consequences of imitation. Journal of Experimental Social Psychology, 39, 393-398.
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