Süßgetränke – Ursache von psychischen Störungen?
Süßgetränke werden heute häufiger getrunken als noch vor 40 Jahren. Eine amerikanische Studie zeigt nun, wie sie das Risiko für psychische Störungen steigern.
Der Verkauf von gesüßten Getränken hat sich in Deutschland seit 1970 fast verdreifacht (Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke, 2011). Bekannte Folgen sind Übergewicht und Diabetes Typ 2 – Störungen und Krankheiten, die weltweit in den letzten Jahren auch deutlich häufiger geworden sind. Dass Softdrinks auch ein Risiko für die psychische Gesundheit darstellen, zeigt jetzt eine großangelegte repräsentative Langzeitstudie aus Amerika. Im Rahmen der Diet and Health Study wurden über 260 000 Personen im Jahr 1995 zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt und zehn Jahre später (2004-2006) erneut kontaktiert. Dabei interessierten sich die WissenschaftlerInnen dafür, bei wem sich in der Zwischenzeit eine depressive Störung entwickelt hat. Personen, die zu Beginn der Studie vier Gläser (ca. 3dl) oder mehr Süßgetränke pro Tag konsumierten, hatten ein 30 % höheres Risiko, in den folgenden Jahren an einer depressiven Störung zu erkranken als Personen, die keine Süßgetränke zu sich nahmen. Der Zusammenhang blieb selbst bei Ausschluss von möglichen Störvariablen bestehen wie z. B. Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Bildungshintergrund, Zivilstand, Rauchen, Alkoholkonsum, sportliche Aktivität, Body Mass Index und Anzahl an Kalorien, die pro Tag insgesamt konsumiert wurden. Interessanterweise zeigte sich auch kein Vorteil für Personen, die künstlich gesüßte Produkte tranken: Wer Light-Produkte konsumierte, hatte ein genauso stark erhöhtes Risiko. Anders war es bei Kaffeekonsum: Personen, die täglich vier Tassen Kaffee tranken, erkrankten um 10 % seltener an Depressionen als Nichtkaffeetrinker, selbst wenn dieser mit Zucker gesüßt war.
Zwar ist es anhand dieser Studie nicht möglich zu schließen, dass die Süßgetränke eine ursächliche Rolle spielen: Beispielsweise könnte es auch sein, dass Personen mit (vielleicht genetisch bedingter) Anfälligkeit für depressive Störungen schon vor ihrer Erkrankung ein stärkeres Verlangen nach Süßgetränken haben. Dennoch sind auch Erklärungen denkbar, die den Süßgetränken eine wichtige Rolle beimessen. Einerseits ist denkbar, dass der Konsum von Süßgetränken längerfristig das Gewichtswachstum fördert, was ungünstige soziale Feedbacks oder auch eine stärkere Ausschüttung von Stresshormonen auslösen könnte. Andererseits ist es möglich, dass süße Getränke zu einer stetigen Stimulation des Belohnungszentrums im Gehirn führen. Dies könnte wiederum die Fähigkeit beeinträchtigen, positive Erfahrungen anderweitig im Alltag zu erleben. Erhärtet sich eine dieser Annahmen, hieße dies für die Therapie von Depressionen, dass ein Verzicht auf Softdrinks anzustreben ist.
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