Glücklich in Zeiten von Corona – Welche Aktivitäten uns besonders jetzt gut tun können
Die Corona-Krise verdeutlicht, dass unser persönliches Glück auch an Bedingungen geknüpft ist, die wir nicht so einfach beeinflussen können. Die aktuellen Einschränkungen können sich auf unsere Stimmung und Zufriedenheit auswirken. Wie können wir den uns verbleibenden Spielraum nutzen, um durch Aktivitäten etwas für unser Glücksempfinden zu tun?
In der psychologischen Forschung wird „Glück“ häufig als Subjektives Wohlbefinden bezeichnet, welches wiederum das Affektive Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit umfasst. Affektives Wohlbefinden beschreibt dabei das häufige Erleben positiver Stimmungen oder Emotionen wie Freude sowie die Abwesenheit negativer Stimmungen oder Emotionen wie Traurigkeit. Lebenszufriedenheit hingegen bezieht sich auf ein allgemeines Urteil über sein Leben anhand selbst gewählter Kriterien, wie zum Beispiel ein glückliches Familienleben führen oder Karriere machen (Diener, 1984).
Lohnt es sich überhaupt, sich in der wenig beeinflussbaren Corona-Krise über sein Glück Gedanken zu machen? Menschen, die Energie investieren wollen, um glücklich(er) zu sein und hierfür auch unangenehme Erfahrungen beim Verlassen ihrer Komfortzone in Kauf nehmen, beschreiben sich als glücklicher als diejenigen, die insbesondere Angst vor dem Unglücklichsein und negativen Emotionen haben (Krasko, Schweitzer, & Luhmann, 2020). Somit sollten wir uns gerade in der aktuellen Situation nicht vor allem darauf konzentrieren, keine negativen Emotionen erleben zu wollen. Denn Ärger, Trauer, Unsicherheit und Überforderung werden aktuell von vielen Menschen erlebt. Statt dessen hilft es zu akzeptieren, dass dies normale Reaktionen auf eine außergewöhnliche Situation sind. Dennoch können wir durch eine gezielte Gestaltung von Alltagsaktivitäten einen Einfluss darauf nehmen, trotz Corona-Krise und den verbundenen Einschränkungen regelmäßig auch positive Emotionen zu erleben.
Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Vielseitigkeit unserer Aktivitäten (Lyubomirsky & Layous, 2013). Oft hat man verschiedene persönliche „Glücksquellen“ – etwa wichtige Beziehungen, das regelmäßige Erleben von Spaß oder das kontinuierliche Hinauswachsen über sich selbst. Jeder Bereich trägt auf unterschiedliche Art einen wichtigen Teil zu unserem allgemeinen Wohlbefinden bei. Trotz der aktuellen Einschränkungen sollten wir also versuchen einen kreativen Weg zu finden, durch Alltagsaktivitäten alle unsere „Glücksquellen“ zu bedienen. Zusätzlich gewonnene Zeit kann man auch als Chance nutzen, in neue Glücksquellen zu investieren. Denn mehrere unterschiedliche Glücksquellen sind besser für das allgemeine Wohlbefinden, als die Konzentration auf einige wenige (Huta & Ryan, 2010).
Einen Abend auf der Couch zu verbringen und eine leichte Serie zu schauen kann eine entspannende Belohnung sein. Wir sollten jedoch auch versuchen, nicht nur passiven Aktivitäten nachzugehen. Herausfordernde Aktivitäten, in die wir Energie investieren müssen und die uns fordern, sind besser dazu geeignet, unser Subjektives Wohlbefinden positiv zu beeinflussen als solche Aktivitäten, die wenig Anstrengung erfordern (Schiffer & Roberts, 2017). Zum Beispiel könnten wir die zusätzliche Zeit nutzen, um zu lernen, wie man kuschelige Socken mit einem aufwendigen Muster strickt. Aber auch die Ausübung einer Sportart ist ein gutes Beispiel für eine fordernde Aktivität. Denn Sport bzw. physische Aktivität hat nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die psychische Gesundheit und das Subjektive Wohlbefinden positive Auswirkungen. Und diese positiven Auswirkungen hängen dabei weder vom Ausgangs-Fitnessniveau noch von der Art der körperlichen Aktivität ab (Bücker et al., 2020). In der aktuellen Corona-Krise kann also auch eine Runde schwitzen im heimischen Wohnzimmer bei einem Online-Kurs anstelle des Besuchs im Fitnessstudio einen positiven Effekt zeigen. Und dies gilt auch für normalerweise weniger engagierte Hobbysportler, die ihre neu gewonnene Zeit mal anders gestalten wollen. Auch ruhigere körperliche Aktivitäten wie Autogenes Training, Meditation und Yoga haben einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und könnten zu einem guten Ausgleich beitragen (Hendriks, de Jong & Cramer, 2017).
Wir können also zusammenfassen: Je vielseitiger, herausfordernder und aktiver wir unsere Alltagsaktivitäten gestalten, desto besser für unser Glücksempfinden. In der ohnehin herausfordernden aktuellen Situation gilt aber vor allem eines: Übertreiben Sie es nicht mit den Ansprüchen an sich selbst und tun sie, was Ihnen gut tut. Sei es der Griff zum schnulzigen Liebesroman, der gemütliche Couchabend mit einer leichten Serie oder das Neuste, anstrengende Home-Workout aus den sozialen Netzwerken. Und vielleicht möchten Sie auch mal was Neues ausprobieren?
Quellen:
Buecker, S., Simacek, T., Ingwersen, B., Terwiel, S., & Simonsmeier, B. A. (2020, in review). Physical Activity and Subjective Well-Being in Healthy Individuals: A Meta-Analytic Review. Health Psychology Review.
Diener, E. (1984). Subjective well-being. Psychological Bulletin, 95, 542–575.
Hendriks, T., de Jong, J., & Cramer, H. (2017). The Effects of Yoga on Positive Mental Health Among Healthy Adults: A Systematic Review and Meta-Analysis. The Journal of Alternative and Complementary Medicine, 23, 505-517.
Huta, V., & Ryan, R. M. (2010). Pursuing pleasure or virtue: The differential and overlapping well-being benefits of hedonic and eudaimonic motives. Journal of Happiness Studies, 11, 735–762.
Krasko, J., Schweitzer, V., & Luhmann, M. (2020, Under Revision). Happiness Goal Orientations and their Associations with Well-Being. Preprint: https://doi.org/10.31234/osf.io/an89h
Lyubomirsky, S., & Layous, K. (2013). How do simple positive activities increase well-being? Current Directions in Psychological Science, 22, 57–62.
Schiffer, L. P., & Roberts, T.-A. (2017). The paradox of happiness: Why are we not doing what we know makes us happy? The Journal of Positive Psychology, 9760, 1–8.
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