Phubbing: Wenn die Liebe durch den Bildschirm rutscht

Wir kennen alle diese Situation: Wir möchten unserem Gegenüber etwas erzählen, doch derjenige hat nur Augen für sein Smartphone. Dieses Verhalten hat einen Namen: Phubbing. Doch wie verändern sich unsere Beziehungen durch Phubbing und müssen wir wieder aufs Zeitungslesen umsteigen, um ein/e gute/r PartnerIn zu sein?

Unsere Welt ist digital geworden, und mit dieser fortschreitenden Digitalisierung haben sich die Fallstricke moderner Beziehungen verändert. Ein Phänomen, das vermehrt Aufmerksamkeit erlangt hat, ist "Phubbing". Ein zusammengesetztes Wort aus „phone“ und „snubbing“ (dt. ignorien), das die Gewohnheit beschreibt, seine/n PartnerIn für das Smartphone links liegen zu lassen(Roberts & David, 2016).

Nehmen wir Luise und Leon als Beispiel. Die beiden sind ein glückliches Paar, bis Leons Smartphone ins Spiel kommt. Luise hat das Gefühl, dass Leon sein Smartphone viel interessanter findet als die Gespräche, die sie vor wenigen Wochen noch jeden Abend führten. Auf der Couch, im Restaurant, sogar im Bett ist Leon mittlerweile von zwei Frauen umgarnt... Luise und Siri. Kaum überraschend also, dass Phubbing die emotionale Verbundenheit und das Wohlbefinden negativ beeinflusst und sogar das Risiko für Depressionen steigern kann (Al‐Saggaf & O’Donnell, 2019).

Am häufigsten kommt Phubbing in romantischen Beziehungen vor (Al-Saggaf und O’Donnell, 2019). Warum ausgerechnet bei einer Person, die wir so sehr lieben? Eine mögliche Erklärung ist, dass wir uns bei unserem Partner oder unserer Partnerin so wohl fühlen, dass wir eher dazu neigen, soziale Normen zu vernachlässigen. Das könnte zum einen daran liegen, dass wir glauben, dass unser/e PartnerIn auch unsere Macken liebt oder zum anderen an aufkommender Langeweile in der Beziehung.

Zeitung lesen wird laut übrigens nicht als Phubbing empfunden (Vanden Abeele & Postma-Nilsenova, 2018). Müssen wir also für eine gesunde Beziehung wieder auf Tastenhandys und Zeitungen umsteigen? Die Lösung liegt im bewussten Umgang mit der digitalen Welt. Eine Entschuldigung für ablenkendes Smartphone- Verhalten kann Missverständnisse aus dem Weg räumen. Es zeigt sich auch, dass Begründungen für Phubbing die negativen Gefühle beim Gegenüber verringern (McDaniel & Wesselmann, 2021). Es kann also helfen, einfach kurz anzusprechen, warum man am Bildschirm klebt. Und vielleicht kann allein das Ansprechen des eigenen Verhaltens schon helfen, sich dessen bewusster zu werden und das Smartphone danach auch tatsächlich für den Rest des Abends in der Tasche verschwinden zu lassen. Denn am Ende des Tages sollte das Smartphone kein Störfaktor, sondern ein Werkzeug für mehr Verbundenheit sein.

Literaturverzeichnis

Al‐Saggaf, Y., & O’Donnell, S. B. (2019). Phubbing: Perceptions, reasons behind, predictors, and impacts. Human Behavior and Emerging Technologies, 1(2), 132–140. https://doi.org/10.1002/hbe2.137

McDaniel, B. T., & Wesselmann, E. (2021). “You phubbed me for that?” Reason given for phubbing and perceptions of interactional quality and exclusion. Human Behavior and Emerging Technologies, 3(3), 413–422. https://doi.org/10.1002/hbe2.255

Roberts, J. A., & David, M. E. (2016). My life has become a major distraction from my cell phone: Partner phubbing and relationship satisfaction among romantic partners. Computers in Human Behavior, 54, 134–141. https://doi.org/10.1016/j.chb.2015.07.058

Vanden Abeele, M. M. P., & Postma-Nilsenova, M. (2018). More than just gaze: An experimental vignette study examining how phone-gazing and newspaper-gazing and phubbing-while-speaking and phubbing-while-listening compare in their effect on affiliation. Communication Research Reports, 35(4), 303–313. https://doi.org/10.1080/08824096.2018.1492911

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