Wie gemeinsames Essen glücklich und gesund macht
Essen ist zentraler Teil unseres täglichen Miteinanders mit KollegInnen, FreundInnen und Familie. Wie kann gemeinsam Essen unsere Gesundheit fördern? Was passiert, wenn einige am Tisch nicht dieselben Lebensmittel wie alle anderen essen können?
Die meisten Menschen nehmen täglich mindestens eine Mahlzeit gemeinsam mit anderen zu sich. Was bedeutet dieses gemeinsame Essen für unsere Gesundheit? Aus einer Fülle von Studien wissen wir, dass gemeinsame Mahlzeiten wichtig für unsere täglichen sozialen Beziehungen sind. Doch was passiert, wenn wir nicht gemeinsam essen können, zum Beispiel weil wir anders essen müssen als die anderen am Tisch?
Ein aktueller Aufsatz mit sieben Studien zeigt, dass Nahrungsmitteleinschränkungen (z.B. aus religiösen, medizinischen oder selbstgewählten Gründen) mit höherer erlebter Einsamkeit einhergehen (Woolley, Fishbach & Wang, 2019). Warum ist das so?
In drei Studien konnten die AutorInnen zeigen, dass sowohl selbst- als auch fremdberichtete Nahrungsmitteleinschränkungen mit erhöhter erlebter Einsamkeit einhergehen. Zwei weitere Studien zeigen, dass nahrungsbezogene Sorgen und Probleme, also Sorgen, dass man anderen seine Einschränkungen erklären muss oder deshalb seltener zum Essen eingeladen wird, ein möglicher Mechanismus sein könnten.
In einem laborbasierten Experiment und einer quasiexperimentellen Feldstudie zeigten sich zudem Anzeichen für die kausale Wirkrichtung dieses Zusammenhangs: Wurden Studierende im Rahmen eines sozialen Ausschluss-Spiels in ihrer Getränkewahl beschränkt, berichteten sie über höhere situationelle Einsamkeit als Studierende mit unbeschränkter Getränkewahl. Angehörige der jüdischen Religion berichteten während des jährlichen Sauerteig-Fastens (Pessachfest) eine höhere situationelle Einsamkeit als eine Woche nach dem Fasten. Gleichzeitig zeigte sich während des Fastens aber auch eine stärker wahrgenommene Verbundenheit zu Personen jüdischer Religion, die ebenfalls fasteten.
Gemeinsame Mahlzeiten können nicht nur zu sozialer Eingebundenheit, sondern auch zu besserer Ernährungsqualität beitragen (Dallacker et al., 2019). Eine Meta-Analyse zu Familienmahlzeiten zeigte, dass diese sechs Komponenten mit einer besseren Ernährungsqualität und einem gesünderen Körpergewicht der Kinder zusammenhingen:
(1) Fernsehen während des Essens abstellen
(2) Eltern essen gesunde Lebensmittel (positives Modellverhalten)
(3) bessere Nahrungsmittelqualität des Essens
(4) positive Essensatmosphäre
(5) Beteiligung der Kinder bei der Nahrungsmittelvorbereitung
(6) eine längere Mahlzeitendauer
Was können wir aus diesen Untersuchungen lernen? Gemeinsames Essen ist ein zentraler Bestandteil unseres Zusammenlebens und kann zu einer besseren sozialen Eingebundenheit und gesünderem Ernährungsverhalten führen. Für ein harmonisches und gesünderes Miteinander also so kochen, dass alle mitessen können - und dann gemeinsam genießen.
Quellen:
Dallacker, M., Hertwig, R., & Mata, J. (2019). Quality matters: A meta-analysis on components of healthy family meals. Health Psychology, 38(12), 1137–1149. https://doi.org/10.1037/hea0000801
Woolley, K., Fishbach, A., & Wang, R. M. (2019). Food restriction and the experience of social isolation. Journal of Personality and Social Psychology. Advance online publication. http://dx.doi.org/10.1037/pspi0000223
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