Ich bin nur mal kurz die Welt retten: Spielend einfach die Umwelt schützen!
Umweltschutz ist Ihnen wichtig? Sie möchten einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten? Der Wille ist da, die Umsetzung im Alltag fällt aber oft schwer. Warum ein Nachhaltigkeitsspiel hilft, wenn Bewusstseinsförderung oder Wissensvermittlung auf Grenzen stoßen.
Eigentlich wollten Sie ja mehr Energie sparen und das Auto öfter stehen lassen. Klingt eigentlich leicht, oder? Im Alltagsleben zeigt sich oft, dass wir zwar besorgt um die Umwelt sind, die Umsetzung umweltschützender Handlungen dann aber doch schwerer fällt als gedacht, und wir nach kurzer Zeit zu alten Verhaltensmustern zurückkehren.
Auf der Suche nach einer wirksamen Methode zur Verhaltensänderung entwickelten Michael Ro von der University of Wisconsin-Madison und sein Team ein soziales Spiel zur Nachhaltigkeitsförderung und untersuchten, ob umweltfreundliches Verhalten durch spielerische Elemente langfristig gefördert werden kann.
Das Spiel „Cool Choices“ bestand aus einer großen Auswahl an Aktionskarten, die konkrete Handlungen beschrieben (z. B. „mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren“ oder „unbenutzte Geräte ausschalten“). Die Forscher teilten 220 Studienteilnehmende in sieben Teams ein, die alle die Aufgabe erhielten, möglichst viele Punkte durch das Spielen der Karten zu sammeln. Immer wenn ein Teilnehmender eine der Karten ausgewählt und die umweltfreundliche Handlung durchgeführt hatte, sendete er die Karte mit Unterschrift an die ForscherInnen und bekam auf einer öffentlichen Rangliste Punkte für das eigene Team gutgeschrieben. Einige der Karten konnten dabei mehrfach gespielt werden, andere (z. B. „einen zweiten Kühlschrank abschaffen“) nur einmal. Bonuspunkte gab es für das Einsenden von Fotos, welche die Teilnehmenden bei der Ausführung der Handlung zeigten. Nach Beendigung der Maßnahme erhielt das Siegerteam einen Geldbetrag, den es einem wohltätigen Zweck spenden konnte.
Um den Erfolg der Intervention bewerten zu können, wurde die private Stromnutzung der Teilnehmenden anhand ihrer Stromrechnungen (sechs Monate vor und sechs Monate nach der Maßnahme) dokumentiert und mit der Nutzung von Bewohnern der gleichen Region ( Kontrollgruppe/Nicht-Spielenden) verglichen. Die Teilnehmenden sparten rund 4% und damit bedeutsam mehr Energie ein als die Kontrollgruppe und behielten diesen Vorteil langfristig nach Abschluss des Spiels bei. Interessanterweise reduzierten besonders diejenigen Teilnehmenden den Verbrauch am stärksten, welche zuvor am meisten Energie verbraucht hatten.
Warum ist die spielbasierte Intervention im Gegensatz zur Bewusstseinsförderung oder Wissens-vermittlung so wirksam? Ein wichtiger Punkt ist, dass Menschen in Teams Punkte sammeln konnten. Die Motivation war hoch, ein gutes Teammitglied zu sein und mit den anderen Teams um kleine Belohnungen zu konkurrieren. Die Handlungen waren dabei für die anderen Teilnehmenden öffentlich sichtbar. Zudem war es für die Spieler besonders einfach, umweltfreundlich zu handeln, da die Karten ihnen konkrete Anweisungen gaben, wie eine Handlung ausgeführt werden sollte, und die wiederholte Ausführung dieser Anweisungen führte zur Entstehung alltäglicher Gewohnheiten. Dabei behielten die Teilnehmenden stets Entscheidungsfreiheit darüber, welche Karte sie ausspielen und - damit einhergehend - welche mögliche Umweltmaßnahme sie ausführen wollten.
Das reine Wissen oder der Willen zur Verhaltensänderung reichen oftmals nicht aus, um umweltschonendes Verhalten in den Alltag einzubauen. Spielbasierte Interventionen scheinen hier vielversprechend zu sein, um Handlungsgewohnheiten in das alltägliche Leben zu übernehmen. Let’s play!
Quelle:
Ro, M., Brauer, M., Kuntz, K., Shukla, R., & Bensch, I. (2017). Making Cool Choices for sustainability: Testing the effectiveness of a game-based approach to promoting pro-environmental behaviors. Journal of Environmental Psychology, 53, 20-30.
Bildquelle: Rawpixel via Pixabay (https://pixabay.com/photo-2081907/, CC: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/legalcode)
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