Familienmahlzeiten - Zusammen is(s)t man gesünder
Umfragen zeigen: Familien legen nach wie vor viel Wert auf gemeinsame Mahlzeiten. Doch sind diese wirklich gesünder? Und, wenn ja, warum ist das so?
So gut wie immer haben Kinder und Jugendliche heutzutage irgendetwas Essbares in der Hand. Vor der Schule noch schnell eine Packung Kekse gekauft, einen Döner auf die Hand auf dem Heimweg und nach dem Fußballtraining noch einen Burger zum Krafttanken.
Doch obwohl unser Essverhalten einem ständigen Wandel unterliegt, zeigen Studien, dass gemeinsame Mahlzeiten nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des Familienlebens sind. Ein 10-jähriges Kind hat bereits 10.000 Mahlzeiten eingenommen – und die meisten davon im Kreise der Familie. Familienmahlzeiten könnten daher einen idealen Einstieg in die frühe Übergewichtsprävention bieten: Doch können Familienmahlzeiten tatsächlich eine gesunde Ernährung fördern und vor Übergewicht schützen?
Um diese Frage zu beantworten, hat eine kürzlich erschienene Metaanalyse die Daten von weltweit 57 Studien und über 200.000 Probanden quantitativ zusammengefasst (Dallacker, Hertwig, & Mata, 2018). Das Ergebnis: Kinder, die häufig mit ihrer Familie essen, ernähren sich im Schnitt gesünder und sind mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit übergewichtig. Dabei machte es offenbar keinen Unterschied, aus welchem Land die Studie stammte, wie alt die Kinder zum Zeitpunkt des Testens waren, und, ob die gesamte Familie mit am Tisch sitzt oder nur ein Elternteil.
Gilt nun „Egal wie – Hauptsache gemeinsam“? Wie förderlich können Familienmahlzeiten noch sein, wenn dabei Fast Food vor dem Fernseher gegessen wird? Studien zeigen, dass neben der Qualität des Essens auch psychologische Faktoren eine Rolle spielen. So ist es wichtig, dass Eltern während der gemeinsamen Mahlzeiten das Gleiche essen wie ihre Kinder und somit ein positives Rollenvorbild sind. Die Einbindung der Kinder in die Zubereitung und eine positive Mahlzeitatmosphäre können sich ebenfalls positiv auf das Essverhalten von Kindern auswirken (Dallacker et al., 2018).
Die Anzahl an Forschungsartikeln zu Familienmahlzeiten ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Die Befunde zeigen, dass Familienmahlzeiten das Potential haben können, eine gesunde Ernährung bei Kindern zu fördern. Dabei kommt es nicht nur darauf an, dass Familien gemeinsam essen, sondern auch, wie sie gemeinsam essen. Regelmäßige Mahlzeiten sind für viele moderne Familien zunehmend eine Herausforderung. Eine rückwärtsgewandte Familienpolitik ist hier natürlich keine Lösung. Es gibt viele kreative Wege, um gemeinsame Mahlzeiten zu fördern: In den USA gibt es bereits moderne Arbeitskantinen, die Kindergerichte anbieten und somit Familienmahlzeiten im Arbeitskontext fördern wollen. Mit dem Anstieg in Ganztagsschulen in Deutschland spielen auch gemeinsame Mahlzeiten in der Schule eine immer wichtigere Rolle. Auch hier sollte nicht nur darauf geachtet werden, was gegessen wird, sondern auch, wie die gemeinschaftlichen Mahlzeiten gestaltet werden. Erste Studien zeigen bereits, dass auch Lehrer als Rollenvorbilder den Obst- und Gemüsekonsum ihrer Schüler positiv beeinflussen können (Hendy & Raudenbusch, 2000).
Literaturverzeichnis
Dallacker, M., Hertwig, R., & Mata, J. (2018). The frequency of family meals and nutritional health in children: A meta-analysis. Obesity Reviews. Advance online publication. doi:10.1111/obr.12659
Hendy, H. M., & Raudenbush, B. (2000). Effectiveness of teacher modeling to encourage food acceptance in preschool children. Appetite, 34, 61-76. doi:10.1006/appe.1999.0286
Bildquelle
Bild 1: Brooke Lark via Unsplash , CC
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