Die Gene sind nicht alles – Was wir gegen Alzheimer tun können

Ob man die Alzheimer Krankheit bekommt oder nicht, scheint vom Zufall abzuhängen. „Mohamed Ali war topfit und ist dann doch dement geworden“, lautet ein häufiges Argument, das für die Willkürlichkeit der altersbedingten Demenzerkrankungen zu sprechen scheint. Aber so einfach ist es nicht, wie neue Spitzenforschung aus der klinischen Neurobiologie zeigt.

Drei DNA-Strängeqimono via pixabay (https://pixabay.com/photo-1811955/, CC:https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/legalcode)In Deutschland leiden etwa 700.000 Menschen an der Alzheimer Krankheit, sie ist die häufigste Form unter den Demenzerkrankungen. Neurologische Veränderungen im Gehirn, die mit der Krankheit einhergehen, greifen die logische Denkfähigkeit und das Gedächtnis schon in frühen Stadien an. PatientInnen, die an der Alzheimer Krankheit leiden, verändern ihre Persönlichkeit: Sie sind vergesslich, können einfache alltägliche Aufgaben nicht mehr ohne Hilfe meistern und finden nach dem Einkaufen nicht mehr allein nach Hause. In späten Stadien erkennen viele PatientInnen gar ihre eigenen Kinder nicht wieder. Die Angst, an der Alzheimer Krankheit zu erkranken, ist daher weit verbreitet. Aber gibt es etwas, das man präventiv bereits in jungen Jahren dagegen tun kann?

Es ist eine weit verbreitete Annahme, dass die Alzheimer Krankheit vererbt und somit in ihrem Erscheinen nicht beeinflussbar sei. Dies ist zwar nicht völlig falsch, aber auch nicht ganz richtig. Die Alzheimer Krankheit hat eine genetische Komponente, TrägerInnen verschiedener Gene haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, Alzheimer zu bekommen, als Menschen ohne diese genetischen Merkmale. Allerdings haben neue Studien herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, dann dramatisch steigt, wenn zu der genetischen Prädisposition noch der Diabetes Typ II hinzu kommt (Liu, Kanekiyo, Xu & Bu, 2013). Zudem erhöhen hohe Cholesterinwerte und Bluthochdruck in mittleren Jahren die Wahrscheinlichkeit, später an der Alzheimer Krankheit zu erkranken (Crisby, Carlson & Winblad, 2002; Kehoe & Wilcock, 2007). Obwohl noch keine Therapieform für die Alzheimer Krankheit bekannt ist, kann uns dies positiv stimmen. Denn es bedeutet, dass gesunde Ernährung und viel Bewegung, welches sowohl dem Diabetes Typ II entgegen wirkt als auch Cholesterinwerte normalisieren kann, bereits in jüngeren Jahren die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, reduziert und vielleicht auch später den Fortschritt der Erkrankung positiv beeinflussen kann.

Und was Mohamed Ali betrifft, der hatte natürlich kein Alzheimer, sondern litt an der Parkinson Krankheit. Deren Ursachen und Symptome sind völlig andere als die der Alzheimer Krankheit, aber auch hier scheinen die Gene nur in seltenen Fällen eine bedeutende Rolle zu spielen. Die genaueren Umweltfaktoren, die bei der Entwicklung der Krankheit eine Rolle spielen, werden zurzeit intensiv erforscht.

Quellen:

Liu, L., Kanekiyo, T., Xu, H., & Bu, G. (2013). Apolipoprotein E and Alzheimer disease: risk, mechanisms, and therapy. Nature Reviews Neurology, 9, 106-118.

Crisby, M., Carlson, L., & Winblad, B. (2002). Statins in the prevention and treatment of Alzheimer disease. Alzheimer Disease & Associated Disorder, 16, 131-136.

Kehoe, P., & Wilcock, G. (2007). Is inhibition of the renin-angiotensin system a new treatment option for Alzheimer’s disease? Lancet Neurology, 6, 373-78.