Fake News entkräften mit dem Truth Sandwich: Der neue Ansatz unter der Lupe

Fake News können in sozialen Medien schnell verbreitet werden und erheblichen Schaden in der Bevölkerung anrichten. Texte im sogenannten Truth-Sandwich-Format sollen diese Fake News aufgreifen und anhand von Fakten korrigieren. Was hat es mit dem Truth Sandwich auf sich und ist es wirklich effektiv?

„Desinfektionsmittel-Spritzen als Schutz vor Corona“, „Impfungen enthalten magnetische Mikrochips“, „Das Corona-Virus befällt nur ältere Menschen“ – dies sind nur einige wenige Beispiele, die uns während der Corona- Pandemie gezeigt haben, dass sich Fake News nicht nur schnell in den sozialen Medien verbreiten, sondern tatsächlich gesundheitsgefährdend sein können. Umso wichtiger ist es also, solchen Falschinformationen etwas entgegenzusetzen. In Deutschland haben vor allem das Bundesministerium für Gesundheit und das Paul-Ehrlich-Institut mit Hilfe von Info-Websites versucht, Corona betreffende Fake News aufzugreifen und mit wahren Fakten zu korrigieren. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, denn solche Versuche können auch nach hinten losgehen - zum Beispiel, wenn keine Erklärung dazu erfolgt, dass die Fehlinformation falsch ist, oder wenn die korrigierenden Fakten nicht ausreichend begründet werden (Ecker et al., 2022). Um zu vermeiden, dass die Fake News stärker im Gedächtnis bleiben als die korrigierenden Fakten, sollten die Fakten also möglichst in den Vordergrund gestellt werden.

In der Regel können wir uns Informationen, die wir am Anfang und am Ende eines Textes lesen, besser merken. Deswegen sollten bei Texten, die Fake News entkräften, die korrigierenden Fakten jeweils an diesen Stellen auftauchen. Auf Basis dieser theoretischen Annahmen empfehlen Fachkundige vermehrt das Truth Sandwich als Textformat, um Fehlinformationen wirksam zu entkräften (z.B. Lewandowsky et al., 2020). Hierbei werden zunächst die Fakten präsentiert, danach folgen die Fehlinformation mit einer Begründung, warum diese falsch ist, und zum Schluss werden noch einmal die korrigierenden Fakten wiederholt. Die Fakten sollen also die Fehlinformationen umrahmen und so besser im Gedächtnis bleiben.

Soweit zur Theorie. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Ist das Truth Sandwich wirklich ein effektiver Ansatz, um Fake News zu entkräften? Zur Überprüfung ließ ein Forschungsteam in einer neuen experimentellen Studie einen Teil seiner Teilnehmenden einen Text im Truth-Sandwich-Format lesen, der eine gesundheitsrelevante Fehlinformation entkräften sollte, und den anderen Teil einen neutralen Text über gesunde Ernährung, in dem keine Fehlinformation entkräftet wurde. Beide Gruppen gaben daraufhin ihre Zustimmung zur Fehlinformation an, die im Truth-Sandwich-Text korrigiert wurde, sowie zu anderen gesundheitsrelevanten Fehlinformationen. Es zeigte sich, dass die Texte im Truth-Sandwich-Format tatsächlich die Zustimmung zu den im Text adressierten Fehlinformationen senken können (König, 2023). Wir können also schon einmal festhalten, dass das Truth Sandwich effektiv ist und zum Entkräften von Fake News genutzt werden kann.

Im Journalismus wird bisher jedoch kaum das Truth-Sandwich-Format genutzt, sondern es wird normalerweise erst die Fehlinformation präsentiert, bevor die korrigierenden Fakten dargestellt werden. In unserer Studie untersuchten wir daher, ob das Truth-Sandwich-Format einen Vorteil gegenüber der momentanen journalistischen Vorgehensweise hat (Kotz et al., 2023). Wieder gaben die Teilnehmenden nach dem Lesen einer dieser Texte ihre Zustimmung zu gesundheitsrelevanten Fehlinformationen an, die im Text adressiert wurden. Beide Textformate senkten die Zustimmung zu den Fehlinformationen, aber keines der beiden Formate hatte einen Vorteil gegenüber dem anderen.

Unsere Studie zeigte also, dass die Textstruktur beim Entkräften von Fake News gar nicht so wichtig ist. Stattdessen konnten wir zeigen, dass es eher darauf ankommt, Texte verständlich, vertrauenswürdig und überzeugend zu formulieren. Berücksichtigt man diese Punkte, ist es eine gute Strategie, Fake News zu korrigieren und so ihre negativen Folgen zu verringern - egal ob die widerlegenden Textpassagen am Anfang und Ende oder nur am Ende des Textes stehen.

Literaturverzeichnis

Ecker, U. K., Lewandowsky, S., Cook, J., Schmid, P., Fazio, L. K., Brashier, N., Kendeou, P., Vraga, E. K., & Amazeen, M. A. (2022). The psychological drivers of misinformation belief and its resistance to correction. Nature Reviews Psychology, 1(1), 13–29. https://doi.org/10.1038/s44159-021-00006-y


Kotz, J., Giese, H., & König, L. M. (2023). How to debunk misinformation? An experimental online study investigating text structures and headline formats. British Journal of Health Psychology. https://doi.org/10.1111/bjhp.12670


König, L. M. (2023). Debunking nutrition myths: An experimental test of the ‘truth sandwich’ text format. British Journal of Health Psychology. https://doi.org/10.1111/bjhp.12665


Lewandowsky, S., Cook, J., Ecker, U. K. H., Albarracín, D., Amazeen, M. A., Kendeou, P., Lombardi, D., Newman, E. J., Pennycook, G., Porter, E., Rand, D. G., Rapp, D. N., Reifler, J., Roozenbeek, J. P. S., Seifert, C. M., Sinatra, G. M., Swire-Thompson, B., van der Linden, S., Vraga, E. K., … Zaragoza, M. S. (2020). The Debunking Handbook 2020. https://sks.to/db2020

 

 

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