„Ich will von allem etwas!“ – Die Aufteilung von Belohnungen ist motivationsfördernd
Motivation ist ein universelles Phänomen: Ob in der Schule, bei der Arbeit oder im Sport – meist ist Motivation zur Erreichung von Zielen unerlässlich. Psychologen sind deshalb seit jeher an der Frage interessiert, wie sich Personen motivieren lassen und haben eine Fülle von Theorien hierzu entwickelt. So ist etwa seit Langem bekannt, dass eine Möglichkeit zur Förderung der Motivation für wünschenswertes Verhalten darin besteht, entsprechende Anreize zu setzen. Eine spannende Frage in diesem Zusammenhang ist jedoch neu: Macht es für die motivationale Wirkung der in Aussicht gestellten Belohnungen einen Unterschied, ob diese in Kategorien unterteilt werden?
Wiltermuth und Gino (2013) nahmen kürzlich an, dass das bloße Unterteilen der zu erreichenden Belohnungen in unterschiedliche Kategorien die Motivation steigert. Und tatsächlich beobachteten die Forscher über eine Serie von sechs Experimenten hinweg konsistent, dass Probanden, die sich zur Belohnung einen Gegenstand aus einer ersten Kategorie und eine weiteren Gegenstand aus einer zweiten Kategorie aussuchen durften, länger an einfachen Aufgaben (z. B. Texte abschreiben) arbeiteten als Probanden, die sich zwei Gegenstände aus einem gemeinsamen Pool aller Objekte auswählen konnten – wohlgemerkt war dies der Fall, obwohl die Kategorien beliebig gebildet wurden, also inhaltlich völlig unbedeutend waren („ein Objekt aus der roten Kiste und ein Objekt aus der gelben Kiste“ versus „zwei Objekte aus den Kisten“, wobei alle Kisten die gleichen Objekte enthielten).
Wiltermuth und Gino (2013) vermuteten, dass die Befürchtung, etwas zu verpassen, ursächlich für diesen Effekt sei, und fanden ihre Annahme bestätigt: Wenn die Wissenschaftler ihren Probanden zwei Belohnungen aus drei Kategorien versprachen – die Studienteilnehmer also auch bei größter Anstrengung etwas verpassen mussten – arbeiteten sie kürzer als Probanden, die jeweils eine Belohnung aus zwei verschiedenen Kategorien in Aussicht gestellt bekamen. Letztere gaben erwartungsgemäß ein größeres Bedauern eines möglichen Nichterreichens einer Belohnung aus einer der Kategorien an, wodurch sich ihr ausdauernderes Arbeiten erklärt. Einschränkend gilt es zu betonen, dass Wiltermuth und Gino (2013) durchgehend kaum herausfordernde Aufgaben stellten und ausschließlich materielle Belohnungen verwendeten. Es ist deshalb fraglich, ob sich ihre Befunde auf komplexere Aufgaben (z. B. Schreiben einer Masterarbeit) und andere Belohnungsformen (z. B. Anerkennung, Freizeitausgleich usw.) übertragen lassen. Vermutlich liegt insbesondere bei anspruchsvollen Aufgaben das größere Motivierungspotential darin, die Tätigkeit selbst sowie die Bedingungen, unter denen diese ausgeführt wird, so zu gestalten, dass die intrinsische Motivation von Personen (also die Freude an der Bearbeitung der Aufgabe) gesteigert wird, anstatt die extrinsische Motivation anzuregen (also Anreize wie Belohnungen zu schaffen, die außerhalbder Aufgabenbearbeitung liegen). Die intrinsische Motivation von Personen lässt sich fördern, indem man ihnen ein hohes Maß an Autonomie, Kompetenzerleben und sozialer Eingebundenheit ermöglicht (vgl. Deci & Ryan, 1985).
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