Impulsives Essen abtrainieren

Impulsiv zur Schokolade greifen? Um das zu verhindern, braucht es einen starken Willen. Aktuelle Forschung zeigt Wege auf, wie wir trainieren können, Versuchungen zu widerstehen, sie dadurch weniger verlockend zu machen – und uns gesünder zu ernähren.

NachosIm Supermarkt, auf der Party oder im Restaurant: Leckerem, aber ungesundem Essen zu widerstehen, ist eine ständige Herausforderung. Eigentlich wissen wir genau, dass wir der Versuchung nicht immer nachgeben sollten, wenn wir schlank und gesund bleiben wollen. Trotzdem ist es nicht immer einfach, gerade weil wir ziemlich genau wissen, wie lecker die Versuchungen sind.

Weil es zum gesundheitlichen Problem werden kann, wenn man der Verlockung zu oft nachgibt, haben Forschende verschiedener Fachbereiche Interventionen entwickelt, die Menschen dabei helfen sollen, sich in ihrem Handeln an ihren langfristigen (Gesundheits-)Zielen zu orientieren. Das können Steuern auf ungesunde Nahrungsmittel sein, aber auch personenzentrierte Interventionen, in denen Menschen beispielsweise beigebracht wird, welche Nahrungsmittel sie meiden sollten oder wie sie sich Ziele so setzen können, dass sie sie am ehesten erreichen. Die meisten solcher Interventionen gehen dabei davon aus, dass Entscheidungen rational und überlegt getroffen werden.

Das ist jedoch oft nicht der Fall: Oft ist der Griff in die Chipstüte eben impulsiv statt wohlüberlegt. Einem solchen Impuls zu widerstehen, kostet Energie und funktioniert daher nur, wenn man nicht allzu müde, abgelenkt oder unmotiviert ist.

Einige PsychologInnen haben daher Interventionen entwickelt, die weniger daran arbeiten, dass Menschen ihren Impulsen widerstehen können, als vielmehr daran, schon die Entstehung des Impulses zu verhindern. Der Grundgedanke ist also, dass die Chips von vornherein weniger einladend erscheinen und es deshalb einfacher wird, ihnen zu widerstehen.

Wie das gehen soll? In einer Art simplem Computerspiel sehen Versuchspersonen Bilder von gesunden (z.B. Äpfel, Tomaten) oder ungesunden Nahrungsmitteln (Schokolade, Chips) und einen roten oder grünen Kreis um das Bild herum. Ihre Aufgabe ist es, auf grüne Kreise so schnell wie möglich einen Knopf zu drücken, und ihre Reaktion zu unterdrücken, wenn sie einen roten Kreis sehen. Der Clou: Ungesundes Essen erscheint immer mit einem roten, gesundes Essen mit einem grünen Kreis. Das kann am Anfang schwierig sein, da gerade besonders leckeres Essen einen Impuls auslöst, zu reagieren. Diesen zu unterdrücken, kann anstrengend sein. Nach einer Weile wird durch das „Training“ das ungesunde Essen im Kopf mit dem Unterdrücken einer Reaktion gepaart. In mehreren Meta-Analysen, die den Stand der Forschung zusammenfassen, konnte gezeigt werden, dass diese Art der Intervention zumindest kurzfristig den Konsum ungesunder Nahrungsmittel reduzieren kann und die trainierten Nahrungsmittel hinterher weniger verlockend wirken.

Weil es schwierig ist, ständig Menschen für das Training an den Computer zu holen, hat ein Forschungsteam der Universität Exeter in England nun eine App entwickelt („FoodT“), die die gleiche Intervention auf das Smartphone bringt. Vorläufige Analysen zeigen, dass die App dabei helfen kann, weniger Ungesundes und mehr Gesundes zu essen und sogar ein bisschen Gewicht zu verlieren. FoodT kann (in englischer Sprache) im App Store und bei Google Play kostenlos heruntergeladen und genutzt werden. Die App lässt sich auch anpassen, sodass man genau die Nahrungsmittel trainieren kann, denen man selbst nur schwer widerstehen kann. Regelmäßiges Training kann es dann einfacher machen, „Nein“ zu Ungesundem zu sagen.

Quellen:

Aulbach, M. B., Knittle, K., & Haukkala, A. (2019). Implicit process interventions in eating behaviour: A meta-analysis examining mediators and moderators. Health Psychology Review, 13(2), 179–208. https://doi.org/10.1080/17437199.2019.1571933

Chen, Z., Holland, R. W., Quandt, J., Dijksterhuis, A., & Veling, H. (2019). When mere action versus inaction leads to robust preference change. Journal of Personality and Social Psychology. https://doi.org/10.1037/pspa0000158

Lawrence, N. S., Van Beurden, S., Javaid, M., & Mostazir, M. M. (2018). Mass dissemination of web and smartphone-delivered food response inhibition training to reduce unhealthy snacking. Appetite, 130, 309. https://doi.org/10.1016/j.appet.2018.05.207

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