Ist unsere Angst vor Künstlicher Intelligenz (un)begründet und was können wir dagegen tun?
Viele von uns kennen Filme wie “Ex-Machina”, “Sayonara” oder “Blade Runner”, die uns zukünftige Szenarien dazu ausmalen, wie unser Leben mit humanoiden Robotern und Künstlicher Intelligenz aussehen könnte. Auch wenn wir wissen, dass das futuristische Spielereien sind, hat sich jeder von uns bestimmt schon einmal gefragt, wie viel Wahrheitsgehalt diese Szenarien enthalten und wie unsere Zukunft mit zunehmender Automatisierung und technologischem Fortschritt aussehen könnte.
Während die einen diesen Veränderungen vielleicht optimistisch entgegensehen oder sogar gespannt auf neue Entwicklungen sind, hegen andere Skepsis oder gar Zukunftsängste. Was ist nun jedoch realistisch? Wie könnte unsere Zukunft wirklich aussehen? Eine viel wichtigere Frage ist: Wie wollen wir, dass unsere Zukunft aussieht?
Grundlegende Angst vor Neuem und Änderungen ist nicht unbekannt - wenn wir zurückblicken, gab es diese Ängste schon immer. Menschen waren skeptisch gegenüber der ersten Dampflokomotive, Fernsehern, Autos, Flugzeugen sowie der Einführung des World Wide Webs, denn jede dieser neuen Erfindungen hat viele gesellschaftliche Änderungen mit sich gebracht. Die Angst in Bezug auf Technik hat sogar einen eigenen Begriff: Technophobia.
Die Veränderungen können sowohl negativer, als auch positiver Art sein. Fliegen erleichtert uns das Reisen, trägt aber auch zur Umweltverschmutzung bei. Das Internet, soziale Medien und Chatdienste wie WhatsApp können uns in Zeiten wie Corona den Kontakt zu Mitmenschen erleichtern, die Nutzung kann aber auch Einsamkeit schüren und direkten sozialen Kontakt vermindern. Nichtsdestotrotz, könnten wir uns mittlerweile eine Welt ohne diese Mittel kaum vorstellen. Ähnlich wird es auch mit zukünftigen Entwicklungen sein, oder?
Auch wenn wir unsere Ängste daher relativieren sollten, entstehen derzeit neuen Entwicklungen geschuldete Veränderungen schneller denn je. Daher ist es besonders wichtig, dass Richtlinien verfasst werden und ethische Fragen geklärt werden, damit unseren Bedürfnissen und Besorgnissen Achtung geschenkt wird.
Zum einen trägt die Forschung dazu bei, wenn sie in Nutzungsstudien und Design-Prozessen die Bedürfnisse der Nutzer*innen einbezieht: Im Bereich der Mensch-Maschine-Interaktion spielen zum Beispiel die psychologischen Grundbedürfnisse Autonomie, Kompetenz und Soziale Eingebundenheit (Ryan & Deci, 2000) eine wichtige Rolle. Wenn diese Bedürfnisse während der Nutzung von Technologien erfüllt sind, wird sowohl unser Wohlbefinden als auch unsere Nutzungsintention gesteigert (Moradbakhti et al., 2022).
Zum anderen sind Richtlinien aus der Politik wichtig, an denen sich neue Entwicklungen orientieren müssen - die Europäische Union hat zum Beispiel ethische Richtlinien für vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz erstellt (HLEG-AI, 2018).
Darüber hinaus wäre es aber auch wichtig, dass wir uns auf individueller Ebene Gedanken machen, wie wir uns die Zukunft mit Künstlicher Intelligenz vorstellen. Wo möchten wir Grenzen setzen? Für welche Aspekte sind Richtlinien aus unserer Sicht notwendig? Bei welchen Entwicklungen wünschen wir uns mehr Transparenz? Um diese Fragen zu beantworten, fehlt vielen von uns die Fachkenntnis: Künstliche Intelligenz ist ein schwer zu definierender Begriff und Ängste wachsen bekanntlich durch unzureichendes Wissen.
Um die Zukunft aktiv mitzugestalten, brauchen wir daher: 1) Interesse daran, sich mit Themen wie Künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen, die unsere Zukunft betreffen; 2) Informationen und Möglichkeiten zur Weiterbildung; 3) Transparenz in Entwicklungsprozessen und 4) Mitspracherecht, wenn es um die Definition und Umsetzung von ethischen Richtlinien und Gesetzen geht.
Quellen:
HLEG-AI (2018). Ethics Guidelines for Trustworthy AI. High-Level Expert Group on Artificial Intelligence. Available at: https://www.aepd.es/sites/default/files/2019-12/ai-ethics-guidelines.pdf (Accessed May 16, 2022).
Moradbakhti, L., Schreibelmayr, S., & Mara, M. (2022). Do men have no need for “feminist” artificial intelligence? Agentic and gendered voice assistants in the light of basic psychological needs. Frontiers in Psychology, 13.
Ryan, R. M., and Deci, E. L. (2000). The darker and brighter sides of human existence: basic psychological needs as a unifying concept. Psychol. Inq. 11, 319–338. doi: 10.1207/S15327965PLI1104_03
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