Lichttherapie als Behandlungsoption bei der Alzheimer-Krankheit

In Deutschland leiden gegenwärtig über 1,3 Millionen Menschen an Demenzerkrankungen (Alzheimer Europe, 2013). Medikamentöse Behandlungen haben eine relativ eingeschränkte Wirksamkeit und die Entwicklung alternativer Behandlungsansätze ist ein wichtiges Ziel. Eine niederländische Forschergruppe geht neue Wege und zeigt, welche Rolle die Beleuchtung in Seniorenheimen spielen könnte.

Häufig treten Demenzerkrankungen zusammen mit einer Vielzahl an Begleitsymptomen auf. Dazu gehören depressive Verstimmung, ein deutlich reduziertes Aktivitätslevel und exzessive Müdigkeit am Tag, was zu häufigen Nickerchen führt, sowie Schlafstörungen in der Nacht. Besonders verbreitet ist zu frühes Erwachen bei Demenzkranken, was im Volksmund oft als „senile Bettflucht“ bezeichnet wird. Auffallend an vielen dieser Begleitsymptome ist, dass es Störungen des zirkadianen Rhythmus sind, d.h. Störungen des 24-Stunden Schlaf-Wach-Rhythmus, welche durch neuronalen Abbau des Nucleus suprachiasmaticus im Zwischenhirn bedingt sein können – der Nucleus suprachiasmaticus beherbergt die innere Uhr, die ebendiesen 24-Stunden Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen vorgibt. Forschende des Netherlands Institute for Neuroscience in Amsterdam haben nun getestet, ob mit einer Veränderung der Beleuchtung in Seniorenheimen das Fortschreiten des geistigen Abbaus bei Demenzkranken gebremst werden kann (Riemersma-Van Der Lek et al., 2008). Eine intensivere Beleuchtung tagsüber sowie Dunkelheit in der Nacht können zur Folge haben, dass der 24-Stunden Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisiert wird, da Licht als Zeitgeber die innere Uhr steuert. Im Rahmen einer großangelegten randomisierten, kontrollierten Studie untersuchten die Forschenden 189 von einer Demenzerkrankung betroffene Personen mit einem durchschnittlichen Alter von 86 Jahren über eine Zeitspanne von bis zu 3,5 Jahren. Die Seniorenheime, in denen die Proband(-Inn)en lebten, wurden an den Decken mit Leuchtstoffröhren ausgerüstet, welche in der aktiven Behandlungsbedingung eine Lichtintensität von 1000 Lux (auf Augenhöhe gemessen) ausstrahlten und über die gesamte Follow-up-Dauer täglich von 9 Uhr morgens bis 18 Uhr abends in Betrieb waren. In der „Placebo-Bedingung“ erzeugten ebenfalls neu-installierte Leuchtstoffröhren eine deutlich geringere Lichtintensität von 300 Lux, was dem Durchschnitt der Beleuchtungsstärke der Seniorenheime entsprach, bevor die baulichen Veränderungen vorgenommen worden waren. Die Senior(-Inn)enin der intensiven Beleuchtungsbedingung zeigten über die gesamte Follow-up-Dauerum 5% bessere kognitive Leistungen in der Minimental Status Examination. Die Intervention war somit ungefähr gleich wirksam wie die medikamentöse Behandlung von Demenz. Zudem zeigte sich eine sehr deutliche Stabilisierung des Funktionslevels (d.h. die Fähigkeit, alltägliche Verrichtungen selbstständig zu erledigen, blieb länger erhalten) sowie eine Verbesserung der Schlafqualität und der Stimmung. Die Ergebnisse dieser Interventionsstudie deuten darauf hin, dass viele Senior(-Inn)en von intensiveren Beleuchtungsbedingungen am Tag profitieren könnten. Auch lassen die Ergebnisse vermuten, dass eine Verstärkung der Signale, die den 24-Stunden Schlaf-Wach-Rhythmus steuern, wie beispielsweise die Lichtintensität am Tag, Symptome wie Tagesmüdigkeit und Schlafstörungen bei Senior(-Inn)en günstig beeinflussen können und möglicherweise dadurch auch eine Verbesserung von kognitiven Funktionen bewirken. 

 

Quellen:

Alzheimer Europe, Luxembourg. EuroCoDe. Prevalence of dementia in Europe. http://www.alzheimer-europe.org/EN/ Research/European-Collaboration-on- Dementia/Prevalence-of-dementia/ Prevalence-of-dementia-in-Europe Stand: 6.5.2013