„We don‘t have WiFi, talk to each other“ – Warum wir das Smartphone im Café lieber weglegen

Kennen Sie das? Sie sitzen in einem netten Restaurant oder Café und legen ganz aus Gewohnheit Ihr Smartphone auf den Tisch. Im nächsten Moment fällt der Milchschaum Ihres Cappuccinos in sich zusammen, erschüttert von der Vibration einer eingehenden Nachricht. Während es uns das Smartphone ermöglicht, andere überall und jederzeit zu kontaktieren, kann es beim persönlichen Zusammentreffen als störend empfunden werden. Ob sich das Smartphone tatsächlich auf unsere Freude an sozialen Interaktionen auswirkt, wurde von Ryan Dwyer und KollegInnen in zwei Studien untersucht. Vielleicht ein spannendes Thema für Ihre nächste Verabredung?!

Eine Tasse Kaffee und das Smartphone auf einem TischIn einem Experiment des Forscherteams um Dwyer und KollegInnen (2017) wurden Gruppen aus drei bis fünf FreundInnen oder Verwandten in ein Café eingeladen. Um den eigentlichen Zweck der Studie nicht zu verraten und trotzdem die Smartphone-Nutzung der Studienteilnehmenden – insgesamt 304 Personen zu beeinflussen, überlegten sich die ForscherInnen eine ausgeklügelte Cover-Story. Den Teilnehmenden wurde erzählt, es gehe um das Erleben des gemeinsamen Essens und jeder müsse nach der Bestellung eine Frage zu diesem Thema beantworten. Die eine Hälfte wurde gebeten, das Smartphone auf dem Tisch zu platzieren und den Klingelton oder die Vibration einzuschalten, da sie die Frage direkt am Smartphone beantworten sollte. Der anderen Hälfte wurde erklärt, dass die Frage schriftlich auf einem Papierbogen zu beantworten sei. Die letztgenannte Gruppe sollte das Smartphone lautlos stellen und in einem Behälter auf dem Tisch ablegen. Abgesehen von jener Abfrage durften die Teilnehmenden das Essen ungestört genießen. Im Anschluss an das gemeinsame Essen füllten die Teilnehmenden einen weiteren Fragebogen aus. Es zeigte sich, dass die erste Gruppe das Smartphone während des gemeinsamen Essens häufiger benutzte als die zweite Gruppe. Besonders spannend sind folgende Ergebnisse: Die TeilnehmerInnen, die den Klingelton oder die Vibration einschalten und ihr Smartphone auf dem Tisch platzieren sollten, berichteten, dass sie weniger Freude am gemeinsamen Essen hatten und sich deutlich abgelenkter fühlten. So weit, so gut...

Das ForscherInnen-Team wollte es noch genauer wissen und führte eine weitere Studie durch. Hierzu erhielten Studienteilnehmende hier 123 an der Zahl – für eine Woche fünfmal täglich einen Fragebogen, den sie direkt am Smartphone ausfüllen konnten. Im Gegensatz zur ersten Studie berichteten die Teilnehmenden hier also aus ihrem alltäglichen Leben. In diesem Fragebogen wurde ermittelt, was die Studienteilnehmenden in den letzten 15 Minuten getan und wie häufig sie ihr Smartphone dabei genutzt hatten. Außerdem sollten sie – ähnlich wie in der ersten Studie – das Erleben dieser Tätigkeit beurteilen. Die Ergebnisse stützen die obigen Befunde: Hatten die TeilnehmerInnen in den letzten 15 Minuten mit anderen Personen interagiert, so hatten sie weniger Freude an dieser sozialen Interaktion und fühlten sich eher abgelenkt, wenn sie auch ihr Smartphone während dieser Zeit benutzt hatten.

Die AutorInnen fassen zusammen und quantifizieren, was viele von uns schon länger geahnt haben: Das Smartphone scheint unsere Freude an sozialen Interaktionen zu minimieren – und dies gilt nicht nur für ein gemeinsames Essen, sondern für jegliches persönliche Zusammentreffen. Die AutorInnen vermuten, dass sich die Freude gerade dadurch vermindert, dass uns das Smartphone von diesem Beisammensein ablenkt. Wir können mit unseren Smartphones Personen auf der ganzen Welt kontaktieren, es lenkt uns aber davon ab, uns mit denen in unserer direkten Umgebung zu beschäftigen. Also: Packen wir doch alle mal das Smartphone weg und konzentrieren uns auf diejenigen, die mit uns am Tisch sitzen. Ganz nach dem Motto, das sich auch das Café um die Ecke auf die Fahne schreibt: We don’t have Wi-Fi, talk to each other!

Quelle:

Dwyer, R., Kushlev, K., & Dunn, E. (2017) Smartphone use undermines enjoyment of face-to-face social interactions. Journal of Experimental Social Psychology. 

Bildquelle:

Kim S. Ly via unsplash:

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