Do good, feel good: Wie Umweltschutz Hoffnung macht

Umweltkrisen lösen bei vielen Menschen Ängste und Sorgen aus. Umso wertvoller erscheinen Momente der Hoffnung. Doch wie lässt sich Hoffnung in Krisenzeiten stärken? Eine neue Studie zeigt, dass umweltbewusstes Verhalten auch uns selbst helfen kann.

Die emotionale Seite von Umweltkrisen

„I want you to panic!” rief Greta Thunberg 2019 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos aus. Und tatsächlich scheinen viele Menschen diesem Aufruf zu folgen. Sie berichten Ängste, aber auch Schuldgefühle, Trauer oder Ärger als Reaktion auf zunehmende Umweltschäden (Pihkala, 2022). „I want you to feel the fear I feel every day and then I want you to act!” appelliert die Umweltaktivistin weiter.

Und tatsächlich: Umweltpsychologische Studien zeigen, dass Menschen mit stärkeren umweltbezogenen Ängsten (auch: „Climate Anxiety“; „Eco-Anxiety“) sich auch stärker umweltbewusst verhalten (Verplanken et al., 2020). Allerdings gibt es eine Kehrseite: Umwelt-Emotionen können mit erhöhter psychischer Belastung einhergehen, z.B. in Form von Schlafstörungen oder depressiven Symptomen (Ogunbode et al., 2021). Wie gehen wir also am besten mit umweltbezogenen Sorgen und Ängsten um?

Do good, feel good

Unangenehme Umwelt-Emotionen zu reduzieren kann ein zweischneidiges Schwert sein. Manche Strategien zur Abschwächung dieser Emotionen können dazu führen, dass wir uns besser fühlen. Gleichzeitig kann aber auch unsere Motivation sinken, uns für den Umweltschutz aktiv einzusetzen. So zeigt eine Studie beispielsweise, dass Personen, die ihre negativen Umwelt-Emotionen gedanklich abschwächen (z.B. „So schlimm wird es schon nicht sein.“), anschließend untätiger an einer eintönigen Suchaufgabe arbeiten, bei der Spenden für eine Umweltschutzorganisation gesammelt werden können (Wenzel et al., 2023). Wie schaffen wir es also, emotional ausgeglichen zu bleiben, ohne die Motivation für Umweltschutz zu verlieren?

In unserer kürzlich veröffentlichten Studie (Zeier et al., 2025) haben wir untersucht, ob umweltbewusstes Verhalten selbst zu einer Verbesserung unseres emotionalen Wohlbefindens beitragen kann, d.h., Ängste und Schuldgefühle verringert und Gefühle der Hoffnung gesteigert werden können. Dafür lasen die Studienteilnehmenden zunächst einen Umwelttext über das Artensterben, der negative Emotionen auslösen sollte, und wurden anschließend in zwei Gruppen eingeteilt. Eine der Gruppen konnte durch eine Aufgabe Spenden für eine Umweltorganisation sammeln (umweltbewusstes Verhalten). Die Vergleichsgruppe arbeitete an einer ähnlichen Aufgabe, jedoch ohne dadurch Umweltspenden zu sammeln (kein umweltbewusstes Verhalten).

Alle Studienteilnehmenden schätzten ihre momentanen Emotionen ( Angst, Schuld und Hoffnung) jeweils vor dem Umwelttext und vor und nach der Aufgabe ein. Wir haben überprüft, ob Personen in der Gruppe mit umweltbewusstem Verhalten, sich weniger ängstlich und schuldig, dafür aber hoffnungsvoller fühlten als Personen in der Vergleichsgruppe. Unsere Ergebnisse zeigen: Beiden Gruppen gelang es ähnlich gut, ihre Angst und Schuldgefühle auf das Ausgangsniveau vor dem Umwelttext zu senken. Hoffnung ließ sich durch das umweltbewusste Verhalten hingegen stärker steigern als durch die Vergleichsaufgabe. Tatsächlich konnten Studienteilnehmende der Gruppe mit umweltbewusstem Verhalten ihre Hoffnung vollständig wiederherstellen, wohingegen Personen in der Vergleichsgruppe weniger Hoffnung im Vergleich zum Beginn der Studie berichteten.

Wenn ihr euch also mit Umweltproblemen beschäftigt und dabei Hoffnung verliert, dann engagiert euch für den Umweltschutz! Die Gruppe mit umweltbewusstem Verhalten in unserer Studie hatte lediglich zehn Minuten an der Aufgabe gearbeitet und dabei im Schnitt ca. 1 € an eine Umweltorganisation gespendet. Das zeigt: selbst kleine Schritte können das emotionale Wohlbefinden steigern.

Und übrigens: insbesondere umweltbewusstes Verhalten in der Gemeinschaft hängt stark mit verbesserter Lebenszufriedenheit zusammen (Schmitt et al., 2018). So sind zum Beispiel die Teilnahme an lokalen Umweltschutzaktionen (z.B. gemeinsames Müllsammeln) oder das Tauschen oder Verschenken von Produkten mit einer höheren Zufriedenheit verbunden. In diesem Sinne: do good, feel good. Do good together, feel even better.

Literaturverzeichnis

Ogunbode, C. A., Pallesen, S., Bohm, G., Doran, R., Bhullar, N., Aquino, S., Marot, T., Schermer, J. A., Wlodarczyk, A., Lu, S., Jiang, F., Salmela-Aro, K., Hanss, D., Maran, D. A., Ardi, R., Chegeni, R., Tahir, H., Ghanbarian, E., Park, J., … Lomas, M. J. (2021). Negative emotions about climate change are related to insomnia symptoms and mental health: Cross-sectional evidence from 25 countries. Current Psychology, 1–10. https://doi.org/10.1007/s12144-021-01385-4

Pihkala, P. (2022). Toward a taxonomy of climate emotions. Frontiers in Climate, 3, 738154. https://doi.org/10.3389/fclim.2021.738154

Schmitt, M. T., Aknin, L. B., Axsen, J., & Shwom, R. L. (2018). Unpacking the relationships between pro-environmental behavior, life satisfaction, and perceived ecological threat. Ecological Economics, 143, 130–140. https://doi.org/10.1016/j.ecolecon.2017.07.007

Verplanken, B., Marks, E., & Dobromir, A. I. (2020). On the nature of eco-anxiety: How constructive or unconstructive is habitual worry about global warming? Journal of Environmental Psychology, 72, 101528.. https://doi.org/10.1016/j.jenvp.2020.101528

Wenzel, M., Rowland, Z., Nielsen, K. S., & Lange, F. (2023). Too much praise for reappraisal? Examining reappraisal’s impact on threat mitigation depending on its implementation: A registered report. Journal of Experimental Social Psychology, 107, 104475. https://doi.org/10.1016/j.jesp.2023.104475

Zeier, P., Lange, F., Rowland, Z., Wessa, M., & Wenzel, M. (2025). A glimmer of hope: Pro-environmental behavior increases positive emotions after confrontation with environmental threat. Journal of Environmental Psychology, 103, 102575. https://doi.org/10.1016/j.jenvp.2025.102575

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