„Hilf mir, es selbst zu tun und mich mit anderen gut zu verstehen!“ – Sind Montessori-Kinder sozialer?
Die Wahl eines geeigneten Kindergartens oder einer passenden Schule für das eigene Kind fällt vielen Eltern nicht leicht. Gerade Montessori-Einrichtungen versprechen häufig, einen für die Entwicklung des Kindes besonders förderlichen Rahmen zu bieten. Nun gibt es Hinweise, dass dies in Bezug auf die sozialen Fähigkeiten stimmen könnte.
Laut dem Montessori-Prinzip sollten Kinder die Freiheit haben, nach dem eigenen Rhythmus und aus der eigenen Motivation heraus lernen und sich entwickeln zu dürfen. Auch der Klassengemeinschaft kommt eine wichtige Rolle zu. So sollen die Kinder in der Gruppe lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen und sich gegenseitig zu helfen. Ob dieser Ansatz besonders geeignet ist, die Entwicklung sozialer Fertigkeiten zu fördern, untersuchten Angeline Lillard und Nicole Else-Quest 2006 in den USA. Sie fanden Hinweise, dass die Montessori-Kinder im Alter von 5 Jahren reifer mit sozial schwierigen Situationen umgehen konnten – zum Beispiel: Was tue ich, wenn ein Kind eine Schaukel eine längere Zeit besetzt?
Auch bei 12-jährigen Montessori-Schulkindern ließen sich positive soziale Entwicklungen erkennen. Sie gaben an, dass sie ein besonders ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl in ihrer Klasse verspürten. Auch hatten sie eher als Schulkinder anderer Schulen den Eindruck, dass die MitschülerInnen sich gegenseitig unterstützten und mit
Respekt behandelten.
Sollten Eltern Montessori-Einrichtungen anderen Kindergärten und Schulen nun also generell vorziehen? Hier sollte beachtet werden, dass der soziale Umgang nur einen Teilbereich der Entwicklung eines Kindes darstellt. Auch wenn die Forschungsarbeit Hinweise liefert, dass das Montessori-Prinzip einen hilfreichen Rahmen für die Sozialfähigkeiten bieten kann, lässt sich hieraus somit keine allgemeingültige Empfehlung für dieses pädagogische
Konzept ableiten. Vielmehr ist es wichtig, dass die jeweilige Einrichtung neben der pädagogischen Ausrichtung auf mehreren Ebenen zum eigenen Kind passt. Zudem ist noch fraglich, ob sich der Befund für alle Montessori-Einrichtungen verallgemeinern und auch auf andere Länder übertragen lässt. Dies sollten zukünftige Untersuchungen klären.
Quelle:
Lillard, A., & Else-Quest, N. (2006). Evaluating Montessori education. Science, 313(5795), 1893-1894.
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