Zwischen Pausenhof und Klassenzimmer: Was Schüler:innen glücklich macht

Das schulische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen rückt zunehmend in den Fokus der Forschung, da es mit psychischer Gesundheit und Schulerfolg zusammenhängt. Laut einer Studie der TU Dortmund sind das Vertrauen in die eigenen schulischen Fähigkeiten und positive Lehrkraftbeziehungen entscheidend.

Schulen tragen nicht nur die Verantwortung für die Vermittlung von Fachwissen, sondern auch dafür, das psychische und emotionale Wohlbefinden der Lernenden zu unterstützen. In der pädagogisch-psychologischen Forschung rückt das subjektive Wohlbefinden (umgangssprachlich: „Glück“) von Schüler:innen – insbesondere im schulischen Kontext – immer stärker in den Fokus, da es als zentrale Voraussetzung für erfolgreiches Lernen gilt (vgl. OECD, 2023). Seit einiger Zeit scheint das schulische Wohlbefinden jedoch abzunehmen, vor allem bei Jugendlichen (Obermeier et al., 2021). Außerdem geben aktuell nur 12% der Schüler:innen an, in der Schule glücklich zu sein (Robert Bosch Stiftung, 2024). Dies veranlasst Forschende, sich auf die Suche nach möglichen Ursachen schulischen Wohlbefindens zu begeben.

Das schulische Wohlbefinden wird über verschiedene Studien hinweg sehr unterschiedlich definiert. Häufig werden sowohl schulische Emotionen (z.B. Auftreten positiver und negativer Gefühle) als auch die Zufriedenheit in und mit der Schule als zentrale Faktoren betrachtet (Long et al., 2012). Obwohl es theoretische Ansätze gibt, die Unterschiede im subjektiven Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen erklären, fehlt bislang ein umfassendes Modell, das verschiedene Einflussfaktoren bündelt. Häufig wird die Selbstbestimmungstheorie von Ryan und Deci (2016) herangezogen: Sie betont die Bedeutung der Grundbedürfnisse nach Kompetenz, sozialer Eingebundenheit und Autonomie für Motivation, Lernen und Wohlbefinden in der Schule.

Wissenschaftliche Studien, die verschiedene Einflussfaktoren über einen längeren Zeitraum gleichzeitig betrachten, sind selten. An dieser Forschungslücke setzt die Studie von Eckert et al. (2025) an. Die Autorinnen untersuchten sowohl motivationale Faktoren wie das schulische Selbstkonzept (Einschätzung der eigenen schulischen Fähigkeiten) als auch sozio-emotionale Aspekte, wie die soziale Integration, das Klassenklima und inwiefern sich die Schüler:innen von den Lehrkräften angenommen und akzeptiert fühlen. Des Weiteren wurden auch soziodemografische Merkmale ( Geschlecht, sozioökonomischer Status, Migrationshintergrund) im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Zufriedenheit sowie die positive Stimmung in der Schule analysiert. Befragt wurden 416 Grundschüler:innen mit einem durchschnittlichen Alter von 8 Jahren und 306 Sekundarschüler:innen (Durchschnittsalter: 11 Jahre) aus den Klassenstufen zwei bis sieben zu zwei Erhebungszeitpunkten. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem die positive Einschätzung der eigenen schulischen Fähigkeiten (das schulische Selbstkonzept) und die wahrgenommene Akzeptanz durch Lehrkräfte Effekte auf das schulische Wohlbefinden hatten. Unter den soziodemografischen Merkmalen ergab sich lediglich ein bedeutsamer Zusammenhang für die Schüler:innen der weiterführenden Schule: Hier sagte das weibliche Geschlecht das Wohlbefinden positiv vorher. Insgesamt bestimmen somit eher individuelle und weniger soziodemografische Faktoren, ob man in der Schule glücklich ist.

Diese Ergebnisse stimmen auch mit Befunden des deutschen Schulbarometers (Robert Bosch Stiftung, 2024) überein. Demnach spielen insbesondere eine emotionale und fachliche Unterstützung sowie die Begleitung von Lernprozessen eine zentrale Rolle für das schulische Wohlbefinden. Neuere Studien verweisen außerdem auf die Bedeutsamkeit eines effektiven Klassenmanagements durch die Lehrkraft sowie auf die Relevanz eines kognitiv aktivierenden und kooperationsfördernden Unterrichts (Robert Bosch Stiftung, 2024). Da motivationale Faktoren – insbesondere das schulische Selbstkonzept, wie auch die Studie von Eckert et al. (2025) zeigte – eng mit dem schulischen Wohlbefinden verknüpft sind, könnte auch eine gezielte Förderung der Motivation das Wohlbefinden von Schüler:innen steigern. Studien belegen, dass vor allem das individuelle Feedback von Lehrkräften das schulische Selbstkonzept beeinflusst: Förderlich ist z.B. der Fokus auf eine individuelle Bezugsnorm, bei der Leistungen im Vergleich zur eigenen früheren Leistung und nicht im Vergleich zu anderen bewertet werden (Lazowski & Hulleman, 2016).

Insgesamt ergeben sich somit einige Ansatzpunkte, das schulische Wohlbefinden von Schüler:innen zu fördern. Dies erscheint vor dem Hintergrund der Abnahme des Wohlbefindens und der aktuellen psychischen Belastung speziell von Jugendlichen hochrelevant (vgl. Robert Bosch Stiftung, 2024).

Literaturverzeichnis

Eckert, H., Steinmayr, R. & Wirthwein, L. (2025). Socioemotional and sociodemographic determinants of subjective well-being in school during childhood and adolescence. European Journal of Psychology of Education, 40, 54. https://doi.org/10.1007/s10212-025-00955-5

Lazowski, R. A., & Hulleman, C. S. (2016). Motivation interventions in education. Review of Educational Research, 86, 602–640. https://doi.org/10.3102/0034654315617832 

Long, R. F., Huebner, S. E., Wedell, D. H., & Hills, K. J. (2012). Measuring school-related subjective well-being in adoles-cents. American Journal of Orthopsychiatry, 82, 50–60. https://doi.org/10.1111/j.1939-0025.2011.01130.x 

Obermeier, R., Hagenauer, G., & Gläser-Zikuda, M. (2021). Who feels good in school? Exploring profiles of scholastic well-being in secondary-school students and the effect on achievement. International Journal of Educational Research Open, 2, 100061. https://doi.org/10.1016/j.ijedro.2021.100061 

PISA 2022 Results (Volume II). (2023). In Programme for international student assessment/Internationale Schulleistungsstudie. https://doi.org/10.1787/a97db61c-en

Deutsches Schulbarometer Befragung von Schüler:Innen. (2024). Robert Bosch Stiftung. Abgerufen am 2. Mai 2025, von https://www.bosch-stiftung.de/de/publikation/deutsches-schulbarometer-be...

Ryan, R. M., & Deci, E. L. (2016). Facilitating and Hindering Mo-tivation, Learning, and Well-Being in Schools: Research and Observations from Self-Determination Theory. In K. R. Wentzel & D. B. Miele (Eds.), Handbook of Motivation at School (2nd edition, pp. 96–119). Routledge.

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