Helfen Smartphone Apps bei Depressionen?

Depressionen sind ein ernsthaftes gesundheitliches Problem in Europa. Um eine personalisierte Therapie anzubieten, kommen immer mehr Smartphone Apps auf den Markt, die gegen mentale Probleme wie Angst oder Depressionen helfen sollen.

Eine Frau schaut auf ihr SmartphoneDaria Nepriakhina on Unsplash (https://unsplash.com/photos/_XR5rkprHQU, CC: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/legalcode)Depressionen betreffen immer mehr Menschen in Europa. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind jedes Jahr 7 % der Menschen in Europa von einer Depression betroffen, eine Rate die auf 25 %  ansteigt, wenn leichtere Formen der Depression und Angststörungen dazugerechnet werden (http://www.euro.who.int/en/health-topics/noncommunicable-diseases/mental-health/news/news/2012/10/depression-in-europe). Sie zeichnen sich durch getrübte Stimmung, reduzierte Motivation und Freude am Leben aus und können Schlaf-, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme hervorrufen. Obwohl einige Therapieansätze existieren wie zum Beispiel die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) oder die medikamentöse Behandlung, gibt es entweder lange Wartelisten auf einen Therapieplatz oder die Medikamente sprechen nicht an. In den letzten Jahren drängen immer mehr Smartphone Apps auf den Markt, um eine „personalisierte“ Therapie zu übernehmen und anzubieten (siehe auch http://de.in-mind.org/article/chancen-und-risiken-beim-einsatz-von-neuen-medien-in-der-psychotherapie). In einer wichtigen Meta-Analyse ( d.h., eine Studie, die mehrere einzelne Studienergebnisse zusammen analysiert) wurde jetzt die Effektivität von diesen Smartphone Apps beurteilt. Um besonders rigoros zu sein, wurden nur randomisierte und kontrollierte Studien (RCT, randomized controlled trial) zugelassen. Firth und KollegInnen (2017) inkludierten 18 Studien, die 22 Smartphone Apps testeten, in ihrer Meta-Analyse mit einer gesamten Probandenzahl von 3414 TeilnehmerInnen. Die Interventionen dauerten jeweils zwischen 4 und 24 Wochen und wurden gegen bestimmte Kontrollbedingungen verglichen. Das heißt, ProbandInnen wurden zufällig der Kontrollbedingung oder der Intervention zugewiesen. In inaktiven Kontrollbedingungen wurde das Verhalten im Umgang mit den Apps zum Beispiel damit verglichen, nichts zu tun (Wartelisteplatz), in aktiven Kontrollbedingungen mit TeilnehmerInnen, die dann Apps bedienen sollten, die nicht depressionsrelevant waren oder zum Beispiel persönliche Interviews beinhalteten. Die Analysen belegten einen kleinen bis moderaten Effekt von den gesundheitsorientierten Smartphone Apps (wenn verglichen mit den Kontrollbedingungen). Jedoch machte die Art der Kontrollbedingung den Unterschied. Gegen eine nicht aktive Kontrollbedingung war der Effekt moderat, wenn aber verglichen mit einer anderen, aktiven Kontrollbedingung war der Effekt nur noch klein. Auch wenn solche Ergebnisse vielversprechend sind, was die eigene Therapie mit Smartphone Apps angeht, ist weiterhin Vorsicht angebracht, weil weitere Analysen des Datensatzes (mit viel kleineren Gruppen von Studien) zeigten, dass je nach Orientierung der App (KVT-basiert, Meditation und Mindfulness, kognitives Training), der Effekt größer oder kleiner war.

Quelle:

Firth, J., Torous, J., Nicholas, J., Carney, R., Pratap, A., Rosenbaum, S., & Sarris, J. (2017). The efficacy of smartphone-based mental health interventions for depressive symptoms: a meta-analysis of randomized controlled trials. World Psychiatry, 16(3), 287-298, DOI: 10.1002/wps.20472