Machen Videospiele unsere Kinder und Jugendlichen aggressiv?

Flo ist Teenie, männlich, Video-Gamer – also aggressiv, vielleicht auch depressiv und schlecht in der Schule? Diese Vorurteile nimmt eine kürzlich erschienene Metaanalyse unter die Lupe und zeigt: Videospiele haben kaum einen Einfluss auf Sozialverhalten oder Erfolg.

game controllerIn den vergangenen Jahrzehnten scheinen sie sich wie eine Seuche verbreitet zu haben: Videospiele an Konsolen, am PC oder am Handy. Eltern und PädagogInnen sind häufig besorgt, was die Auswirkungen von regelmäßigem Videospielkonsum bei Kindern betrifft. Besonders beunruhigt sind sie, wenn die Spiele einen aggressiven, dem Jugendschutz unterliegenden Inhalt haben. Doch wie gefährlich sind Videospiele wirklich?

Dieser Frage widmet sich eine Metaanalyse von Ferguson (2015), in der die Effekte von Videospielen auf aggressives Verhalten, Sozialverhalten, Schulleistungen, Depressionssymptome und die Aufmerksamkeitsleistung von Kindern und Jugendlichen untersucht wurden. Insgesamt wurden dabei über 100 internationale Studien mit mehr als 100.000 Kindern und Jugendlichen berücksichtigt. Die Ergebnisse sind überraschend!

Denn der Einfluss von Video-Gaming ist in allen untersuchten Bereichen sehr gering. Zwar findet sich ein sehr leichter Zusammenhang von Gaming mit aggressivem Verhalten und auch depressiven Symptomen, dieser konnte allerdings nur aufgrund der riesigen Stichprobe bestätigt werden. Für den Einzelfall spielt dieser Zusammenhang eigentlich kaum eine Rolle. Sogar, wenn nur Spiele mit aggressiven Inhalten berücksichtigt wurden, waren die Zusammenhänge sehr gering. Bedeutet das, dass Gaming kein Problem darstellt?

Hierzu muss man sich vor Augen halten, dass es heutzutage eigentlich schon üblich ist, Videospiele zu spielen – und verheerende Auswirkungen auf die Intelligenz oder das Sozialverhalten in unserer Gesellschaft sind ausgeblieben. Jedoch ist es gefährlich, wenn jemand abhängig vom Spielen wird, was in Deutschland auf immerhin 5-7% der Jugendlichen im Alter von 12-25 Jahren zutrifft. Abhängigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich die Gedanken vornehmlich um Gaming drehen, das Interesse an anderen Dingen verloren geht, das Spielen nicht mehr kontrolliert werden kann und sich sogar Entzugssymptome zeigen, wenn nicht gespielt wird. Abhängig werden dann doch häufig männliche Jugendliche in der Mitte der Pubertät. Diese Jugendlichen benötigen dringend Hilfe – und somit gilt es auch, Kinder und Jugendliche nicht vor dem Gaming an sich, sondern vor der Sucht danach zu schützen.

Quellen:

Ferguson, C. J. (2015). Do Angry Birds Make for Angry Children? A Meta-Analysis of Video Game Influences on Children's and Adolescents' Aggression, Mental Health, Prosocial Behavior, and Academic Performance. Perspect Psychol Sci, 10(5), 646-666. doi:10.1177/1745691615592234

Wartberg, L., Kriston, L., & Thomasius, R. (2017). Internet Gaming Disorder. Dtsch Arztebl International, 13(2), -32-.  Retrieved from http://www.aerzteblatt.de/int/article.asp?id=193541

Bildquelle:

Photo by Ugur Akdemir on Unsplash: https://unsplash.com/photos/5X39cfzKX3o

CC: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de