Schlaf, Kindchen, schlaf: Bei Mama oder doch im eigenen Zimmer?
Das Baby jammert im Schlaf: Beruhigt es sich gleich wieder? Schläft es neben der Mutter, wird diese wahrscheinlich schnell wach und beruhigt es direkt. Schläft das Baby im eigenen Zimmer, merkt die Mutter erst lauteren Protest und gibt ihm mehr Zeit, sich selbst zu beruhigen. Was ist der bessere Weg?
Einerseits lässt sich vermuten, dass Kinder Gelegenheiten brauchen, um zu lernen, sich selbst zu beruhigen. Diese ergeben sich wahrscheinlich eher, wenn das Kind alleine schläft. Andererseits bedeutet es für Kinder sicherlich Stress, wenn sie nachts aufwachen und es eine Zeit dauert, bis jemand auf ihr Weinen reagiert.
Bislang gibt es keine Studien, die sich den Zusammenhang von Selbstregulation und Schlafsituation anschauen. Sicher ist, dass Kinder, die im Zimmer der Eltern schlafen, weniger lange schlafen und häufiger erwachen. Dies wurde unter anderem in einer Internet-Befragung von über 5000 Eltern gefunden (Sadeh et al., 2009). Aus diesem Grund wird meist empfohlen, die Kinder möglichst früh ans selbstständige Schlafen zu gewöhnen.
Auf der anderen Seite gibt es Hinweise, dass Kinder, die in einem Zimmer mit ihren Eltern schlafen, in schwierigen Situationen weniger gestresst reagieren. In einer Studie wurden 12 Monate alte Säuglinge für einen kurzen Moment von ihren Eltern getrennt und mit einer fremden Person in einem Raum gelassen (Beijers et al., 2013). Unabhängig von der Bindung des Kindes an die Mutter reagierten solche Kinder weniger gestresst, die längere Zeit bei ihren Eltern geschlafen hatten.
Ein abschließendes Urteil lässt sich noch nicht bilden. Bisherige Studien berücksichtigen aber sicherlich zu wenig, was das Kind mitbringt - sein Temperament, seine Fähigkeit zur Selbstregulation. Es gibt vermutlich gute Gründe, warum Eltern manche Kinder mit ins eigene Bett nehmen, andere aber nicht. Kinder, die von Natur aus ein schwieriges Temperamt mitbringen, brauchen mehr Hilfe, um sich zu beruhigen - auch in der Nacht. Somit könnte das gemeinsame Schlafen gerade diesen Kindern helfen, sich zu regulieren – und führt am Ende zu mehr Ausgeglichenheit.
Quellen:
Beijers, R., Riksen-Walraven, J. M., & De Weerth, C. (2013). Cortisol regulation in 12-month-old human infants: Associations with the infants’ early history of breastfeeding and co-sleeping. Stress 16(3).
Sadeh, A., Mindell, J. A., Luetdke, K. A., & Wiegand, B. (2009). Sleep and sleep-ecology in the first three years: A web-based study. Journal of sleep research, 18.
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