Wir müssen anfangen uns zu lieben

Ein positives Körperbild von uns selbst, sichert nicht nur langfristig persönliche Zufriedenheit, sondern auch unsere Funktionsfähigkeit in der Gesellschaft und das Erleben von Autonomie und Wachstum.

hands on chestDas neue Jahr hat erst kürzlich begonnen und ist für rund 22% der Deutschen wieder einmal Anlass gewesen, sich gute Vorsätze zu setzen. Mehr Sporttreiben und Abnehmen schaffen es in Statistiken jährlich unter die Top 3 der Neujahrsvorsätze. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, das heißt mit der Ästhetik und sexuellen Attraktivität, ist neben der Suche nach einem gesünderen Lebensstil das wichtigste Motiv für diesen Wunsch nach Veränderung.

Im letzten Jahrzehnt hat sich der Fokus der Körperbildforschung (engl. body image) von Pathologien auf das gesamtheitliche Konzept des positiven Körperbildes verschoben (Tylka, 2011). Ein positives Körperbild ist gekennzeichnet durch die Wertschätzung der Einzigartigkeit des eigenen Körpers inklusive jener Körperteile, die nicht den gesellschaftlichen Idealen entsprechen, sowie  durch die Anerkennung von Funktionalität und Internalisierung positiver Körperinformationen. Ein negatives Körperbild hingegen ist charakterisiert durch Unzufriedenheit mit Körpergewicht, -größe und -form, sowie deren unrealistische Wahrnehmung, und kann nicht als das direkte Gegenteil von einem positiven Körperbild gesehen werden (Tylka & Wood-Barcalow, 2015). Gemeinsam haben beide jedoch, dass sie Einfluss auf unser Wohlbefinden nehmen. Wie genau die vielen Facetten eines positiven Körperbildes mit der Vielseitigkeit des Wohlbefindens zusammenhängen ist jedoch weitestgehend ungeklärt. In einer großangelegten Studie mit 1148 Probanden (716 Frauen) haben Swami und Kollegen3 den Zusammenhang von positivem Körperbild mit emotionalem, psychologischem und sozialem Wohlbefinden untersucht (Swami, Weis, Barron, & Furnham, 2018). Unter diesen drei Arten verstehen Wissenschaftler einerseits das Erleben positiver Emotionen und psychische Gesundheit (emotionales Wohlbefinden), und andererseits die eigene Verwirklichung, z.B. individueller Talente oder gesellschaftlicher Rollen. Letztere haben in der Forschung nur wenig Aufmerksamkeit erhalten und waren deshalb besonderer Mehrwert der Studie.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass ein positiveres Körperbild nicht nur mit höherem emotionalem, sondern auch psychologischem und sozialem Wohlbefinden zusammenhängt. Frauen erzielten insgesamt signifikant niedrigere Werte im positiven Körperbild, besonders im Bereich Körperwertschätzung, welcher als stärkster Prädiktor für alle Arten des Wohlbefindens identifiziert wurde. Frauen konnten in dieser Studie ihren Körper demnach weniger akzeptieren als Männer und waren anfälliger für unrealistische Beautystandards. Dieses Ergebnis ist vermutlich wenig erstaunlich, deshalb jedoch nicht weniger bedenklich. Nur wer ein positives Bild von seinem eigenen Körper hat, sichert langfristig allgemeine Lebenszufriedenheit und Optimismus. Wichtiger noch, es sichert auch unsere Funktionsfähigkeit in der Gesellschaft und unsere persönliche Weiterentwicklung. Auf Basis der Ergebnisse lässt sich ableiten, dass in Therapien und Interventionsmaßnahmen der besondere Fokus auf die Verbesserung der eigenen Wertschätzung gelegt werden sollte. Erfolgreiche Maßnahmen umschließen die Modifikation dysfunktionaler Gedanken, verbesserte Selbstüberwachung und kognitive Restrukturierung, wie sie in kognitiver Verhaltenstherapie unterrichtet werden (Jarry & Ip, 2005). Doch auch Fitnesstraining, Selbstbewusstseinsförderung und verbesserte Medienkompetenz können sinnvolle Methoden sein, um die Wertschätzung des eigenen Körpers zu erhöhen (Alleva, 2015). Der Anfang liegt bei uns selbst: „Love your body“ ist das Credo und dank einer bekannten Pflegemarke werden wir auf Werbepostern stetig daran erinnert.

Quellen:

Tylka, T. L. (2011). Positive psychology perspectives on body image. In T. F. Cash, & L. Smolak (Eds.), Body image: A handbook of science, practice and prevention (2nd ed., pp. 56-64). New York, NY: Guilford Press

Tylka, T. L. & Wood-Barcalow, N. L. (2015). The Body Appreciation Scale-2: Item refinement and psychometric evaluation. Body Image, 12, 53–67. doi: 10.1016/j.bodyim.2014.09.006

Swami, V., Weis, L., Barron, D., & Furnham, A. (2018). Positive body image is positively associated with hedonic (emotional) and eudaimonic (psychological and social) well-being in British adults. Journal of Social Psychology, 158(5), 541-552. doi: 10.1080/00224545.2017.1392278.

Jarry, J. L., & Ip, K. (2005). The effectiveness of stand-alone cognitive-behavioural therapy for body image: A meta-analysis. Body Image, 2, 317-331. doi:10.1016/j.bodyim.2005.10.001

Alleva, J. M. (2015). BODY MATTERS - Interventions and Change Techniques Designed to Improve Body Image (Doctoral Dissertation). Retrieved from: https://cris.maastrichtuniversity.nl/ws/files/1429541/guid-73c30008-0245-46fe-821c-f72ce60db8cc-ASSET1.0

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